Internationale Poetry-Biennale  -  Filmfestival  -  Salon  -  Netzwerk

Samstag, 25. Oktober, 15 Uhr

Theresa Seraphin / Daniela La Luz
(München / Munich)

Theresa Seraphin ist freie Autorin und Dramaturgin.

2016 gründete sie zusammen mit Raphaela Bardutzky das Netzwerk Münchner Theatertexter*innen (NMT), in dessen künstlerischem Leitungsteam sie bis heute ist.

Als Autorin hat Theresa Seraphin einen Schwerpunkt auf kollektiven Arbeitsprozessen und offenen Projektentwicklungen. Wiederkehrende Themen ihrer Arbeit sind Feminismus, Trauma, Queerness und linker Aktivismus.

Für ihr Jugendstück Erik*a (2023, Schauburg München) erhielt sie den Jugendstückpreis des Heidelberger Stückemarktes 2024. Die Tanzproduktion Unisono (2023, Makemake produktionen WUK) ist nominiert für den Stella Darstellender.Kunst.Preis. für junges Publikum 24.

 

 

Daniela La Luz is a multidisciplinary artist, live-act, musician, producer, composer and singer.

She released third album System Reset (Still Based On Electricity) on her own label Dimension Of Being Human in 2024 ranging from jazz, to house, to techno, house,
acid, punk meditation, breaks and voive ambience. It has garnered great reviews from international press and DJs.

ZwitscherSista

Schau, ich hab heut’ Nacht davon geträumt,
dass du mich im Traum beäugst
mit deinen kirschkeck zuckerschleck Augen,
mit deinen pupur Augapfeltrauben.
Ich würd’ so gern an ihnen ...

Schau, ich bin ganz flaumbaum,
fasst du mich im Traumsaum, werd ich
ganz lauwarm und flau, lahm und baumarm,
ganz flaum.

Ich denk, ich lass es besser bleiben.
Werd morgen einen Brief dir schreiben.

Schau, als wir im Schwimmbad,
glitzerknister, uns auf den Schultern,
Zwitschersista, durchs Becken trugen
gegen die Boys. Da war mein Schenkelschritt
dir um den Hals ganz heiß.

Was jetzt nichts heißt.
Nur, dass ich's weiß.

Wie Eis kalt ist, war er heiß.
Wie Regen fällt,
wie der Hund bellt
und Sonne grellt.

Wie der Bach in den Fluss und der Fluss ins Meer.
Wie vom Mund in den Bauch und vom Bauch aus mir raus.

 

 


Schau, ich lieb dich. Obwohl es heißt, wir seien zu gleich:
Du hast Brust Beine Bauch – die hab ich auch.
Du hast ein süßes breites Lächeln, ich nur einen Mund.
Du hast Arme wie Flügel und einen starken Rücken.
Ich hab zehn linke Hände und alle auf Krücken.

Schau, ich lieb dich. Und dass dich das Lieben ändert,
dass ist sein Gesetz. Gestern liebt ich dich als Blume,
heute schon als Specht. Natürlich hab ich ein Geschlecht!
Doch morgen könnt ich schon als Salamander zu dir steigen.
Ich hoffe nur, du willst auch dann dir noch die Zeit mit mir vertreiben!

Schau, ich lieb dich und mein Herz ist eine Landschaft,
die für Regen, Sonne, Wälder, Städte, Tiere, Menschen Platz hat.
Und auch wenn die ganze Stadt lacht, will ich sicher mehr als Freundschaft!
Denn Sweetheart, ich bin hart im Nehmen und zart, so zart im Geben.

Und denk nicht, ich wüsst nichts vom Büms, vom Dings,
vom Locken-Dirk mit dem Schlabber-Look, der immer zu dir rüberguckt.
Ich weiß, dass du einen Freund hast! Und trotzdem könnte es ja sein,
dass du das vielleicht bereut hast.

Schau, du kannst es dir ja überlegen.
Wir sehen uns morgen eh bei Sport, dann können wir darüber reden.
Du turnst am Reck und ich am Schwebebalken.
Ich würd’ dir einen Platz freihalten?

Naja, nur so.
Ich muss jetzt leider weiter.
Noch ganz viel Spaß und
so weiter
und so weiter.