Internationale Poetry-Biennale  -  Filmfestival  -  Salon  -  Netzwerk

Indrė Valantinaitė
(Litauen/Lithuania)
Freitag, 23. Oktober, 14.30 Uhr

live-streaming talk / video - Vilnius

Die Lyrikerin Indré Valantinaité (* 1984 in Kaunas, Litauen) studierte Kunstmanagement an der Universität Vilnius und der Akademie der Künste in Vilnius. Sie ist in Litauen auch als Sängerin, Fernsehjournalistin, Moderatorin und Produzentin bekannt und veröffentlichte bisher vier Gedichtbände.

Für ihr erstes Buch Of Fish and Lilies bekam sie den ersten Preis der Union Litauischer Schriftsteller. Ihr zweiter Band Tales about Love and Other Beasts wurde 2012 mit dem Young Yotvingian Preis ausgezeichnet. The Featuarettes erschien 2017, ihre aktuelle Veröffentlichung von 2020 trägt den Titel Clothed with the Sun.

The poet Indré Valantinaité (*1984 in Kaunas, Lithuania) studied art management at the University of Vilnius and the Academy of Arts in Vilnius. She is known in Lithuania as a singer, television journalist, presenter and producer, and has published four volumes of poetry so far.

For her first book Of Fish and Lilies she received the first prize of the Union of Lithuanian Writers. Her second volume, Tales about Love and Other Beasts, was awarded the Young Yotvingian Prize in 2012. The Featuarettes was released in 2017 and her current 2020 release is entitled Clothed with the Sun.

Das Sehen REGĖJIMAS

Es gibt Tage, an denen einen Schluck zu trinken
so schwere, vergebliche Mühe ist.

Tage, an denen die Kraft fehlt, dich von der Duftharmonie der Blüten,
die sich zu dir neigen, betäuben zu lassen.

Das alles ist nur dazu da, damit sich Augenblicke auftun,
wenn eine vorüberfliegende Biene mahnt:
Eins, zwei, drei – mach die Augen auf!

Und du siehst die gespannten,
glänzenden Saiten des Daseins.

Diese leicht vibrierenden, durchsichtigen Fäden,
die nach oben ragen von jedem
sich regenden Leben.

Danach sind wieder lange
lange Tage...

(Es gibt doch Geschenke, die zu groß sind,
um sie sorgsam einzupacken.)

Gesegnet sei das Kalb TELIUKAS

I

Gesegnet sei das Kalb,
aus dessen Leder meine
Schuhe gemacht sind.

Gesegnet seien sein Metzger,
Gerber und Schuster,

die zarten Hände dieser Verkäuferin,
die die Stöckelschuhe in die dunkelgrüne Schachtel gelegt hat,
im Geschäft in der engen Gasse der Altstadt.

Gesegnet sei das Kalb,
aus dessen Leder meine
Schuhe gemacht sind,

die mich geradewegs zu dir gebracht haben.

II

Verflucht sei es.

Aus dem Litauischen übersetzt von Cornelius Hell

Lena

The resort cafe’s cook Lena
leans smoking against the doorjamb.

Through the curtain of rain, a look sharp as a knife pierces the sea
Cutting fish not yet caught.

The pockets of her soaking wet apron are empty –
She just returned the key. 

A fish with sharp teeth adorns the café’s sign –
The signature dish here ‘ucha’. Fish soup.

The sound from the kitchen of fish heads being severed: Chop, chop, chop…

The owner’s lover wipes her hands on her jeans –
young snitch with hair the color of the sun.

Lena’s handbag with the broken zipper
holds three lukewarm cutlets –
Dinner for her two daughters and herself.

The last bus home leaves in two hours. 

Translated by Ada Valaitis

Lena

Kurorto kavinukės virėja Lena
rūkydama atsilošia į lauko durų staktą.

Per lietaus portjerą į jūrą sminga žvilgsnis it peilis,
išskrosdamas dar nepagautas žuvis. 

Kiaurai permerkto žiurstelio su žirniukais kišenės tuščios –
ji ką tik su visam atidavė raktą.

Kurorto kavinukės iškaboj aštriadantė žuvis –
čia firminis patiekalas „Ucha“.

Virtuvėje girdėti kapojamos lydekų galvos:
čak čak čak...

Savininko meilužė nusivalo rankas į džinsus –
jaunutė skundikė saulės spalvos plaukais.

Lenos rankinėje sugedusiu užtrauktuku
šąla trys nugvelbti kotletai –
vakarienė dukroms ir sau. 

Paskutinis autobusas į namus po dviejų valandų.