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Anja Utler, *1973 in Schwandorf, lebt nach Jahren in Wien, Regensburg und Prag derzeit in Leipzig. Mit den Mitteln gesprochener und geschriebener Poesie bearbeitet sie etwa Fragen der Ökologie oder der Wissensweitergabe zwischen den Generationen. Außerdem schreibt sie Essays, übersetzt (u.a. Anne Carson und Mila Haugová) und hat zur Lyriktheorie publiziert.
2020 erschien ihr poetischer Monolog kommen sehen. Lobgesang in der Wiener Edition Korrespondenzen. Anja Utler wurde für ihre Arbeit vielfach ausgezeichnet, zuletzt war sie Thomas-Kling-Poetikdozentin an der Universität Bonn, 2020 bekam sie den ersten Lyrikpreis der Südpfalz zugesprochen.
Anja Utler leitet den ⇒ Workshop Ansprechend ansprechbar?
Anja Utler, *1973 in Schwandorf, currently lives in Leipzig after spendiing years in Vienna, Regensburg and Prague. Using spoken and written poetry, she works on issues relating to ecology or the transfer of knowledge between generations. She also writes essays, translates (including Anne Carson and Mila Haugová) and has published on poetical theory.
In 2020 her poetic monologue coming seeing. song of praise appeared in the Edition Korrespondenzen, Vienna. Anja Utler has received numerous awards for her work, most recently she became the Thomas Kling Poetics Lecturer at the University of Bonn, and in 2020 she was awarded the first poetry prize of the South Palatinate.
Man konnte die Sonne ich konnte die Sonne ja
kommen sehen sagt sie als sie alt ist die Tochter hat
wieder etwas zu tun keine weiß was das ist
sie rennt hin und her in dem Sandloch in das
kein Gras sich mehr setzen wird dort spielen die Mädchen
keine weiß was und sie sagt
Es hat gefaucht schon im Jahr vorher Da
bleibt die Tochter kurz stehen Und dann waren die drei
Jahre Sommer
Denkt Wie die Tochter nicht recht hat weil sie genau das sagt
was sie sagen will und nicht was sie sagen soll oder
müsste dabei waren drei Jahre Sommer genug
zu verstehen wie selten müssen und wollen sich
decken und auch wie wollen zwei Schenkel hat einer heißt
Darf schon und einer heißt Nicht! das lag auf einmal so
nackt auf der Erde dass eine glauben konnte die
Bäume seien nur deshalb vertrocknet dass man bei
höchstem Sonnenstand und bei keinem Laub Dieses sieht Es
ist erst Ein Stamm gefasst in sich Und sein Zweck ist er teilt
sich und dann haben beide eine Vergangenheit sind
fortan geschiedene Sachen Und eine hält sich dran
fest Und kaum einer denkt sie Und wie deshalb schon sein
kann dass sie wo ist wo sie sagen darf was sie will
nur dass die Tochter egal ob sie sollte nicht alles
gesagt kriegen möchte und nicht so viel Bloß etwas
muss sie Das Vielleicht nicht gleich jetzt
Und denkt sich dass sie das noch sicherstellen will Dass das
irgendwo steht Wie es eine Freiheit ist gehen an
einem beschiffbaren Sommertag und der Wind streicht so
dass eine sich denken kann es geht das Hirn in ihm wie
er lässt das Hirn in sich gehen wie Pappelblätter sehr
viele und zitternd ein dichtes Geraschel aus Schatten
Silber verwildertem Licht Das soll irgendwo stehen
Was dann verloren ist wenn sich so ein Vergleich nicht mehr
ziehen lässt weil er mit viel zu viel Abrieb Wundrieb ver-
bunden ist
aus: Anja Utler. kommen sehen. Lobgesang. Edition Korrespondenzen: Wien, 2020.