Internationale Poetry-Biennale  -  Filmfestival  -  Salon  -  Netzwerk


Focus Eritrea:
Freitag, 18.30 Uhr:
Yirgalem Fisseha Mebrahtu (Eritrea/M), Saba Kidane (Eritrea/FR), Kokob Tesfaldet (Eritrea/SW)

Moderation: Kalle Aldis Laar, Übersetzung: Maje Temesgen


Von der Kolonialzeit über den zweiten Weltkrieg, der Gründung der UN und den wechselnden Allianzen während des kalten Krieges bis zum Post-Kolonialismus und seinen Unabhängigkeitsbewegungen: alle weltpolitischen Entwicklungen des letzten  Jahrhunderts haben Eritrea direkt betroffen und Spuren hinterlassen.

Eine der ersten Beschlüsse der Vereinten Nationen machte die ehemalige italienische Kolonie zu einer Provinz Äthiopiens, das mal mit Hilfe der USA, dann der Sowjetunion in einer 30-jährigen Auseinandersetzung erfolglos versuchte, die Annexion militärisch durchzusetzen.

Die erkämpfte Unabhängigkeit machte das Land Anfang der 1990er Jahre zum Hoffnungsträger Afrikas. Inneren Frieden fand Eritrea jedoch nur vorübergehend, das autokratische Regime hat das Land im Griff. Jedes Jahr fliehen tausende Eritreer aus ihrer Heimat. Vielen bietet das Land keine Perspektive, es gibt willkürliche Verhaftungen, unbefristeten Militärdienst und die Bewegungsfreiheit ist eingeschränkt, eine Ausreise ist nur möglich mit besonderer Genehmigung. Lange Zeit war man verstrickt in einen aufreibenden Grenzkonflikt mit dem Nachbarland Äthiopien.

Über die Geschichte, Literatur und Lyrik Eritreas ist hierzulande kaum etwas bekannt. Es freut uns daher besonders in unserem Eritrea Focus erstmals drei Dichterinnen vorstellen zu können, die das Leben im Exil eint, deren Hintergrund, Alter und literarische Arbeit dagegen sehr unterschiedlich sind.

Kuratiert wird der Eritrea Focus von Yirgalem Fisseha Mebrahtu. Sie ist ein bekannter Name in Eritrea, als eine der bedeutendsten Dichterinnen Eritreas, Radiomoderatorin und Kurzgeschichtenschreiberin. Im Februar 2009 wurde der Bildungsradiosender Radio Bana, bei dem Yirgalem gearbeitet hatte, vom Militär durchsucht, mehr als 30 Mitarbeiter und Journalisten des Radiosenders kamen in Gewahrsam. Sie wurde sechs Jahre lang unter schlimmen Bedingungen und Misshandlungen in einem Militärgefängnis festgehalten, ein Schicksal, das viele eritreische Schriftsteller aufgrund ihres Berufs teilen. Yirgalem und fünf andere wurden nach sechs Jahren ohne Gerichtsverfahren freigelassen.
Ihr gelang die Flucht nach Uganda, sie lebt derzeit mit einem Stipendium des PEN als writer in exile in München.


Co-moderiert wird der Focus von Kalle Aldis Laar, der das Land mehrfach bereist hat.
Für den Bayerischen Rundfunk produzierte er das Radio-Feature "Eritreas einzigartige Musik. Wie Songs die Geschichte des Landes erzählen" ⇒ Podcast

Unser Übersetzer ist Maje Temesgen, Betreiber des eritreisch-äthiopischen Restaurants De Africa in München.

From the colonial era to the Second World War, the founding of the UN and the changing alliances during the Cold War to post-colonialism and its independence movements: all global political developments of the last century have directly affected Eritrea and left their mark. One of the first resolutions of the United Nations made the former Italian colony a province of Ethiopia, which tried unsuccessfully to enforce the annexation militarily in a 30-year conflict with the help of the USA and then the Soviet Union.

The independence it had won made the country one of Africa's beacons of hope in the early 1990s. Eritrea found internal peace only temporarily, however, the autocratic regime has the country under control. Thousands of Eritreans flee their homeland every year. The country does not offer many prospects, there are arbitrary arrests, unlimited military service and freedom of movement is restricted, leaving the country is only possible with special permission. For a long time they were embroiled in a grueling border conflict with neighboring Ethiopia.

Little is known in our hemisphere about the history, literature and poetry of Eritrea. We are therefore particularly pleased to present for the first time three women poets, who are united by life in exile, but whose backgrounds, ages and literary work are very different.

The Eritrea Focus is curated by Yirgalem Fisseha Mebrahtu. She is a household name in Eritrea as one of Eritrea's most important poets, radio presenter and short story writer. In February 2009, the educational radio station Radio Bana, where Yirgalem worked, was raided by the military and more than 30 staff and journalists of the radio station were arrested. She was held in a military prison for six years under dire conditions and ill-treatment, a fate shared by many Eritrean writers because of their profession. Yirgalem and five others were released without trial after six years. She managed to escape to Uganda and is currently living in Munich as a PEN Writer-in-exile resident.

The Focus is co-moderated by Kalle Aldis Laar, who has visited the country several times. For the Bayerischer Rundfunk he produced the radio feature "Eritrea's unique music. How songs tell the history of the country" ⇒ Podcast

Yirgalem Fisseha Mebrahtu
Tesfaldet Kokob
Saba Kidane