Internationale Poetry-Biennale  -  Filmfestival  -  Salon  -  Netzwerk

Volja Hapeyeva
(Belarus)
Sonntag, 25. Oktober, 21 Uhr

live - whiteBOX München

Foto Juergen Schabel

Volha Hapeyeva, *1982 in Minsk, schreibt Lyrik, Theatertexte und Prosa, gelegentlich auch Kinderbücher. Sie hat bisher elf Bücher veröffentlicht, iIhre Werke wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt. Sie arbeitet mit elektronischen Musikern und bildenden Künstlern zusammen, ist Mitglied des belarussischen PEN-Zentrums und der Schrifttellervereinigung und arbeitet auch als Übersetzerin von Gedichten, u.a. von Kobayashi Issa und Sylvia Plath.

Als Sprachwissenschtlerin liegen ihre Forschungsschwerpunkte in der vergleichende Linguistik, Sprachphilosophie, Körpersoziologie und in Geschlechterfragen in ultur und Literatur. Sie war zuletzt Grazer Stadtschreiberim, im Herbst 2020 ist sie Stipendiatin des internationalen Künstlerhauses Villa Waldberta der Stadt München.

⇒ aktuelles Interview in der Evangelischen Akademie Tuzuing

mit Kalle Aldis Laar, electronics

*Minsk, 1982 is an award-winning Belarusian poet. Her works have been translated into more than 10 languages. She has had poems published in the USA, Austria, Germany, Poland, Russia, Georgia, Lithuania, and other countries. She writes poetry, prose and drama, as well as occasional books for children. Volha Hapeyeva has published 9 books to date, and has participated in numerous literary festivals and conferences around the world, and international residency scholarships in Austria, Germany Switzerland and Latvia.

She collaborates with electronic musicians and visual artists to create audio-visual performances. A member of the Belarusian PEN Centre and the Belarusian Writers’ Union, Volha also translates poetry – predominantly from English, German – and has translated poets such as Kobayashi Issa and Sylvia Plath.

She holds a PhD in linguistics; her research is in the fields of comparative linguistics, philosophy of language, sociology of the body, and gender issues in culture and literature.

er kaufte ihr ein kleid als abschiedsgeschenk
an seinem geburtstag

trägt sie es gerade
frage ich mich

die kleider die ich habe     kaufte ich alle selbst
geschenke für mich – eine peinliche sache

besonders von männern

liegt das an Lévi-Strauss?

lange zeit war ich selbst das geschenk

geben und nehmen
und nehmen um weiterzugeben
symbolische leere

verbindet uns

anstelle von frauen und männern
tauschen wir geschichten über sie

in der hoffnung
mindestens entfernte verwandte
zu werden

ён набыў ёй сукенку
як развітальны дарунак
на свой дзень нараджэння

ці носіць яе цяпер
цікава

свае сукенкі я набываю сама
падарункі мне – дзіўная практыка
асабліва калі ад мужчын

можа праз леві-строса?
так доўга была падарункам сама

даваць і прымаць
і прымаючы аддаваць
сімвалічная пустата
вяжа нас

замест мужчын і жанчын
мы абменьваемся гісторыямі пра іх
у надзеі
зрабіцца хаця б далёкімі
сваякамі

die gegenwart fällt mir schwer
die vergangenheit kann ich besser
deshalb lebe ich dort
wäre es doch wie im film
erst geht das gedächtnis verloren
dann die menschen die darin ohne
meine zustimmung eingetragen waren
danach hebe ich jede erinnerung auf
wie das haar von der schulter des mantels
von dem ich nicht mehr weiß
wessen

цяперашні час даецца мне цяжка
мінулы ведаю лепш
там і жыву
вось бы як у кіно
згубіць памяць
і тых хто там прапісаўся
не маючы майго на тое дазволу
тады кожную згадку буду спакойна здымаць
як волас з пляча паліто
не здолеўшы прыгадаць ужо
чыйны

ich versuche herauszufinden
ob das veilchen die gleiche farbe hat
wie die lilie, die früher vor meinem haus blühte

das handbuch verkompliziert die dinge
fügt lavendel und fuchsia hinzu
in dieser blumigen vielfalt
übersetze ich dein gedicht

alles was uns geschieht sind worte
alles was wir füreinander sind bleiben gedichte

und während ich diese zeile schreibe
fährt mein flugzeug sein fahrwerk aus
während du durch den Park spazierst
in unseren zimmern stehen tische
mit aufgeschlagenen notizbüchern
eins orange und eins schwarz
die warten auf uns, unsere körper
und farbcodes
langweilig und trocken
wie unsere gespräche
nachdem du einmal gesagt hast
dass du mir keine freundin sein willst

 

Übersetzungen/translations Matthias Göritz