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___Festival 2016________________________________


Foto Yves Noir

Tzveta Sofronieva (Bulgarien)

Geboren in Bulgarien, lebt in Berlin. Autorin von Lyrik, Essays, Erzählungen und Lyrikinstallationen. Studium der Physik und der Philosophie.

Wissenschaftshistorikerin und Kulturkorrespondentin. Zahlreiche Auszeichnungen u.a. der Adelbert-von-Chamisso-Förderpreis der Robert-Bosch-Stiftung.

Veröffentlichungen: 20 Bücher, zuletzt: selected affordable studio apartments (Hochroth, 2015) und  Landschaften, Ufer (Hanser, 2013), Erwin Schrödinger’s Poetry (Springler, 2014).

www.tzveta-sofronieva.de

Freitag / Fr 21.10. - Wien, Literaturhaus, 19.30 Uhr
Freitag / Fr 28.10. - München, Pasinger Fabrik, 18 Uhr
Moderation: Christine Huber

Born in Bulgarien, lives in Berlin. Writes poetry, essays, narrations and arranges poetry installations. Studied physics and philosophy, she is a science historian and cultural correspondent.

Received a.o. the Adelbert-von-Chamisso-Award by the Robert-Bosch-Foundation.

She published 20 books, latest: selected affordable studio apartments, Hochroth, 2015 and Landschaften, Ufer, Hanser, 2013, Erwin Schrödinger’s Poetry, Springler, 2014.

www.tzveta-sofronieva.de

Un-lost in Translation

 

Im Fenster vorn rechts in meinem Abteil
spiegelt sich das linke hintere Bild.
Ich sehe im Kommenden das Entrinnende
völlig überlagert, und es ist als ob das Licht
dieses Spiel mag, unabhängig davon, wo
die Sonne steht und wohin der Zug reist.

 

 

Sprache

 

Die Sprache ist wie Wasser.
Beim Halten verliert man sie,
im Fließen hat sie Bestand,
schenkt eher Leben als Ertrinken,
wäscht keine Flecken aus,
ist der erste Grund, dass alles keimen kann.

 

 

 

Der Anfang und das Ende der Metapher

 

Hüh, Seepferdchen!
Atme
Vertrauen in den Tag.

 

 

aus "Landschaften, Ufer" © Hanser Verlag, 2013

Über das Glück nach der Lektüre von Schopenhauer, in Kalifornien

 

Über das Glück – ach, wunderbares Wort! –
lest bei Schopenhauer nach.
Meine Analyse vergleicht Laute, ist nicht objektiv.
Es gibt viele Lücken im Glück,
auch verrückt und bedrückt stecken im luck.
Im Bulgarischen wird das Glück, щастие, oft verschluckt,
viel sch und t, viel scht,
Schweigen ist im Glück.
Auch viel s: Angst, Steine, Stolpern, Stolz, Stelle, Stop.
Das Phänomen schtastie und sein Verschlucken im Hals
sind so angenehm zu erforschen.
Nicht der quälende Wunsch nach Glück, sondern ehrliches Stottern
taucht in den anderen Sprachen auf.
Happiness stolpert bei dem p.
Glück gluckert leise in der Kehle,
kasmet, um genau zu sein, kismet wird es richtig ausgesprochen, 
gerinnt und wird sauer bei Aufbewahrung außerhalb des Kühlschranks,
du willst es nicht schlucken und fängst an, konvulsiv zu stottern
bei dem a, entsprechend bei dem i.
Die Behältnisse zur Aufbewahrung des Glücks
sind offenbar von Bedeutung.

 

 

aus "Landschaften, Ufer" © Hanser Verlag, 2013