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___Festival 2016________________________________


Ewa Boura (Griechenland)

*1954 in Thessaloniki. Sie verbrachte ihre Kindheit in Griechenland und Deutschland, seit 1987 lebt sie in Berlin Kreuzberg.

Studium der deutschen und englischen Literatur in London, Berlin West und Ost. 2002 Stipendiatin im Schriftstellerhaus Stuttgart.

Veröffentlichungen von Gedichten in Anthologien, Zeitschriften, Einzelpublikationen, zuletzt Undufer, 2014 und Aus dem Traumarchiv, 2016, Edition Atelier-Handpresse.

 

Samstag / Sat 29.10. - 18 Uhr
Schwerpunkt Griechenland / Focus Greece

*1954 in Thessaloniki. She grew up in Greece and Germany, and has been living in Berlin since 1987. Studied German and English literature in London, Berlin East and West. 2002 Stipend at the Writers' House Stuttgart.

Published poems in anthologies, journals, latest books: Undufer, 2014 and Aus dem Traumarchiv, 2016, Edition Atelier-Handpresse.

 

Wie du mich enträtselst

Deine Worte sind Klang. Sagst du
und küßt mir Noten und Wellen ins Haar
Ich sprech und du trommelst mich sanft
Deine Hände im Anflug flüchten dich zu mir
jede Berührung öffnet und rettet mich zu dir
keine Deutung bindet uns fest
am Segelmast des Gesagten
keine Bilder klingen uns aus

Weißgespannt das Land

Ich bin die Stimme und du bist die Flucht
und so wachsen wir uns zum Klang heran
mit jedem sanften Fingerdruck
sind wir Verbündete
verlieren und finden uns wieder
bleiben verschont und geben uns auf
schaffen, was und verbindet

Weißgespannt das Land1

Da

Der Gedichtverwalter noch in Gartenstiefeln
an den Händen klebte die Erde feucht
Manche Texte waren gepflanzt
andere liefen frei herum
ohne Lendenschurtz vor dem letzten Wort
Noch ganz andere, in Gruppen zusammengefunden
schwiegen vor sich verloren dahin
rauchten heimlich in Ecken
Ein kleiner, verwirrt, hob den Kopf
ein anderer weinte, während ein Frühblüher
unbekümmert mit den Steinen spielte.

Wir gingen über, weg vom Moor zum Weg
Da. Die ersten aufrichtigen, unschlagbaren
vor uns standen sie
Sommergewächse unter den Bäumen der Zeit
Eine Allee von Kosmonauten: Wörter im Rausch
Wörter im Schlaf, Wörter. Nichts als Wörter
Auf der Nacktwiese lagen sie unbekleidet
sorglos und ausgebreitet wie ein Lied
Punkte und Pausenzeichen
badeten gelassen im Fluß
Eine Ordnung schien noch niemanden
im Gelände zu interessieren

Im Schloßgarten haben wir das ganze Jahr geöffnet
sagte der Verwalter und ging wieder fort
Der Eintritt ist frei

Ein altes Lied

Der Gärtner küßt mich zweimal auf den Mund
Einmal zum Neujahr wüst, dann sanft für die Welt

Unsere Sache lorbeerten wir nicht, kränzten
Ahnen nicht als Flüchtlinge, Wandernde oder Verjagte
Ein Manifest der Freude schaffen wir ihnen
Über Grenzen, Konventionen und Strenge hinweg
Rennen zum Wildwuchs ihrer Geschichtsfelder
Suhlen uns in die nächsten Sätze hinein
Der Römer, Byzantiner und Osmanen Gärten pflegten wir
Trugen die Saat in den Norden der Zeit
Vogelgeflüster der Unschuld und Sünde
Zeichen der Zugehörigkeit pflanzen wir an

Ihr habt eine Art Gabe, sagte dein Vorfahr, ein Rabbi
der Zufall liebt euch, geht, macht was ihr trinkt
zu eurer Sache, los. Verweilt im Mai
wir versprechen euch Sehnsucht und insistieren

Dein Kuß ein drittes Brandmal Rot