Ursula Teicher-Maier

Erdrutsch

Es ist dieses halbe Haus das stehen blieb was
Uns erschüttert die angebrochenen Tage in seinen Wolken

Gardinen die perforierten Nächte hinter der Jalousie
Es erinnert uns an die Schweißausbrüche beim Erwachen

Aus einem jener Alpträume die nichts mit uns zu tun haben
Nur dass wir die ewigen Sünder sind die das alles im Stillen

Verdient haben diese uns wieder und wieder verschlingende Erde
Zum Beispiel oder das Feuer das uns längst niedergebrannt hat

Wir gehen nicht mehr gerne schlafen wir lassen den Mond
Im Zimmer an doch die Dunkelheit kommt aus der Stirn                         

Du liest Hölderlins Hälfte des Lebens ich
Die Todesannoncen und ich frage mich wie lange

Ein Haus aus zerbrochenen Träumen immer wieder hinabstürzen
Muss bis die Erde endlich den Schatten des Himmels halbiert hat

Nachtflugverbot

Wie still die großen Flugzeuge nun nachts am Flughafen stehen
Als warteten sie auf einen verloren gegangenen Passagier

Während wir uns bisweilen im Bett aufsetzen
Um einmal wieder unsere Flügel anzuprobieren

Die aus den weißen Gänsefedern
Die aus unseren abgestandenen Träumen
Die die nun unsere Kopfkissen sind

Doch wir wissen dass das Wachs geschmolzen ist
Weil wir unseren Vätern wieder einmal nicht gehorchten

Und dieses Leben in einer Nachtgeschichte wählten
In der das Wasser unser einziger Himmel bleibt

Bis all jene Flugzeuge am Morgen ihr Kreuz
An die richtige Stelle setzen

Dann erkennen wir dass Fliegen nur eine Form von Ertrinken ist

Sternverlust I

Im Landeanflug scheinen die Städte zu wachsen
Sagt der Vater und schnallt seinen Sohn an der

Möchte hier oben in den Wolken bleiben oder darüber
Am Arm der Stewardess mit den Kaugummis

Er will die Spielzeugstädte behalten die
Modelleisenbahn und den Sonnenball

Dem er nun traurig hinterher schaut und
Während der Vater von Perspektive und Schwer

Kraft spricht nimmt der Sohn seine Hand
Und hält sie fest als drohe ein Abschied für immer

Dann entdecken beide den Klumpen Wachs darin und
Erschrecken weil sie begreifen dass Erwachsen

Werden ein allmähliches Sterben von Sternen bedeutet