verführung
an der tapete des wandschirms entlang tasten unsere hände nacheinander
– dunkel
dein atmen jenseits der grenze
lautlos, mit vorsichtiger ahnung
wie zum sprung
bereit
einen wimpernschlag lang sehe ich dich,
nackt
zitternd vor unserer begegnung
– und wenn wir uns verfehlen?
ich kenne dein gesicht nicht
zeichen für zeichen male ich es auf das seidenpapier
– kein laut
deine hand
verschwunden
im klaffenden
nichts
der leuchtturm
nach tagelanger irrfahrt
gelange ich an den rand meines bewusstseins
schmerz ist der preis
leuchtturm, der du mich warntest:
ich wollte zerschellen
wie betäubt strandete ich
und beginne zu erkennen
meine kleider triefen noch
und doch wird es warm
meine leidenschaft stirbt,
so rasch wie sie gekommen ist
nun ist es gut
gekrümmte raum-zeit
erdbeerblaue türstöcke schütteln sich vor lachen
das geigeneis tanzt – auf einer kühlerhaube – durch den ätherklang
alles wartet auf die berühmte formel
doch der gnom auf dem fahrrad hat sie vergessen
einsam blinzelt er durch die mattglänzende zollstock-antenne
ein lichtstrahl reitet durchs wellenmeer
die zeit steht still –
mercurius räkelt sich vorm fenster
nimmt seinen schleier
macht morgen-striptease um mitternacht