lyrik
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Claudia Gabler __ I // II // III | |||
I Die Oberflächenstruktur der Frambösie war leicht mit Nudelauflauf zu verwechseln. Aus den Bruchteilen meiner Mütze fiel alles, was mein Schleudertrauma hergab. Hier lag man nah, wenn man den Schaum auf den Körpern nur ahnte, hier lag man immer nah. Hier war jeder ein Käufer, der entgiftet werden wollte. Aber es war auch ein komisches Gefühl, wenn die Witze über das Wetter ausgingen und die Augen feucht wurden. Wenn Wanderungen zu Temperaturwechsel führten. Wenn wir die Türen der Zelte aufstießen zu den Regenfröschen. Wenn sie sich danach sehnten wie weitere Lebewesen. Das war nicht mehr tropisch und die Kälte stieg uns über die Beine direkt ins Gesicht. Ein Arzt verirrte sich selten hierher. Wir schnürten Pakete aus Alltagsgegenständen und steckten Briefe und kleine Shampooflaschen rein. ___________________________________________________________claudia gabler II Dieser Ort war mehr als das Repertoire seiner Geschichte. Wuchernd und ortlos zugleich. Aus den Hallen schoben sich zur Begrüßung orientalische Gräser. Dahinter kopulierte beinah vergessen das Meer. Eine Membran zwischen Schwarz und Weiß manifestierte den Aggregatzustand der Besucher, die typischen Chanel-Farben simulierten ihren blumigen Mittelstand. Türme aus Bodenschätzen bohrten sich in den Himmel und wieder zurück. Die Fassade reagierte auf ihr Inneres und vorübergehende Passanten mit schnell changierenden Farben. Eine visuelle Referenz an die Bewohner der Strandboxen. Erschöpfte Architekten oszillierten zwischen Ebbe und Flut wie Chinas barfüßige Ärzte. ___________________________________________________________claudia gabler III Dieser Strand war Meinungsmache und Adoption. Gräser und Schatten waren zufällig kombiniert, Jahreszeiten gab es nur in der Möglichkeitsform. Im Herbst trugen wir die Blüten vom Sommer im Mund. Im Sommer trugen wir nichts und unter dem Hals Früchte wie eigenes Fleisch. Irgendwo war Asien auf diesem Flickenteppich. Irgendwo waren wir, wenn wir gegen den Lichtschalter kamen, war es schon Tag und ein Hotel. Mit den Farben wuchs unsere Stimmung. Wir lehnten uns an Waschbeton an, um unsere Schultern zu kühlen. Wieder einmal Irritation wegen der Tageszeit. Sein Bart klebte an meiner Haut war nur ein Tropfen Benzin. |