lyrik
Karin Fellner __ Allein // Spiritus, Verflüchtigungslinien // Kleinöd // Butterfliegen Prachtentfaltung


Allein


ans leuchten der handyziffern
ans limitierte denken
der straßen angeklammert:
wird ihr klamm vom lechzen
vom geletzt-werden-wollen

ringsum einbahnen fieber-
entfernungen: das ist nicht
zu entfernen so waren
sagt man von jeher die frauen
zimmer voll springendem

trubel im uterus dort
ziehen visionen vorüber
von schiebetüren und züngeln –
im kopf setzt sie fuß vor fuß
wie angepflockt wieder zum kreis


___________________________________________________________karin fellner


Spiritus, Verflüchtigungslinien

im hinterhof hört die poetin
den geist der alten kastanie
ein pfeifen über dem sims
morgenjets hotelduschen
gymnastisch der nachbar ein
scherenschnitt auf schamott

dass eine kröte noch tief
im brustbein ihr sitze wie fels
oder stolz sagt sie: herz
sei eine quetsche und dehne
zu ächter freundlichkeit dich
zwischen billigwaschmitteln

zu äther dem flüchtigen so
daß wir das offene schauen


___________________________________________________________karin fellner


Kleinöd


asymmetrisch vom morgen
stakst die poetin durch
die von pflichttätern
sporadisch durchzuckten gassen

liest tragische küche und wittert
nach der geeigneten lücke
zum parken des to-go-brötchens
im mund von gebläsehotels

stocken blechherden sausen
wohin wohin, fragt sie, wenn
der hunger auf wiesen verpackt ist
in fliesen und dekorläden

sie imitiert den schritt
der zielhaber, memoriert:
christos ist fotomodell
und kleinöd nennt sich city

the cloudspeaker whispers hier
geht’s zur leistungspizza!
und nur ein vorbeigejoggtes
junges sieht durch ihr lächeln

das törichte lechzen nach


___________________________________________________________karin fellner


Butterfliegen Prachtentfaltung


alles schon da für den harzschlag

durchgriffig wirst du wie
robinienlaub die motoren
schwirren durch halme und adern

wachsen [*grō-a-] im kopf
schupfen grün und voll
von mystischem geziefer

du liebliche wetterkerze
stiebst nein wirst gestoben
im rauch von starcken winden

und willigst ein in deine
großzügige verzehrung