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Schamrock-Salon Poesie aus Österreich II, 2. 10. 2011 * Süddeutsche Zeitung

Literarische Sisi-Suche

Kaiserin Sisi war eine Migrantin. Ihre Heirat mit Kaiser Franz Joseph erforderte einen Umzug von Possenhofen am Starnberger See an den kaiserlichen Hof in Wien. Dort war sie bekanntlich nicht allzu glücklich. Ihr Leid, aber auch ihren Spott über das Intrigantentum am Hof hielt sie in rund 600 Gedichten fest, die man nach ihrem Tod in zwei Kassetten ihres Schreibtisches fand und die jahrzehntelang nicht an die Öffentlichkeit gelangten.

Erst 1978 sichtete und veröffentlichte die Historikerin Brigitte Hamann die Texte. Diesen teils witzigen, teils sehr melancholischen "Wolkenkraxeleien", wie Kaiser Franz Joseph Sisis Gedichte nannte, spüren drei junge Wiener Autorinnen nach, die sich, als temporäre Migrantinnen, mit Sisis Versen beschäftigen. Judith Pfeifer, Sandra Gugic und Sophie Reyer, die als Gäste der Villa Waldberta derzeit in unmittelbarer Nachbarschaft von Possenhofen wohnen, mixten in Zusammenarbeit mit der Münchner Dichterin Augusta Laar die Gedichte neu, verdichteten und verfilmten sie, suchten nach ihrer persönlichen Sisi. Die Ergeb nisse der experimentellen Wanderungen stellen sie an diesem Sonntag im "Salon der Dichterinnen" vor.
srh