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Schamrock-Salon Poesie aus Österreich II, 2. 10. 2011 * Münchner Merkur
Gedanken und Gedichte der Kaiserin Sisi
Was immer noch wenigen bekannt ist: "Sisi', die spätere Kaiserin Elisabeth von Osterreich, hinterließ ihrer Nachwelt rund 600 Gedichte. Ihr "Poetisches Tagebuch", das erst 60 Jahre nach ihrem Tod veröffentlicht werden durfte, ist umso mehr von historischem Wert, da es nicht nur die gebrochene Persönlichkeit der "Heimatfilmikone" freilegt, sondern auch einen Blick auf das "wahre Leben" am Wiener Hofe zulässt.
Die Dichterinnen Judith Pfeifer, Sandra Gugic und Sophie Reyer haben die adelige Migrantin "Sisi" zu ihrem persönlichen Projekt erklärt. In umgekehrter Richtung haben sich die drei Wienerinnen in Bayern auf Spurensuche gemacht und mit neuen lnterpretationen der Versvorlagen eine Frau zum Vorschein gebracht, die verzweifelt und selbstzerstörerisch rebelliert und so gar nicht in die ihr zugedachte Rolle hineinpassen will. In der Pasinger Fabrik lasen und performten die Villa Waldberta-Stipendiatinnen am Sonntagabend das Ergebnis ihrer Textrecherche.
Lässt sich "Kaiserin sein" subtrahieren vom "Sisi sein"? Was bleibt übrig, wenn man sich das knöchellange Haar einmal wegdenkt? Filmisch in Szene gesetzt und sprachlich verdichtet beschreibt Sophie Reyer das Psychogramm einer Essgestörten, die mit gezielten Angriffen auf den eigenen Körper gegen die öffentliche Stilisierung angeht und doch darin gefangen bleibt: "Rosa ist eine Farbe gegen die Traurigkeit", zitiert Judith Pfeifer die Kaiserin. "Schreiben war für Elisabeth wie Therapie", erklärt Augusta Laar, Münchner Schriftstellerin und Initiatorin des Projekts; sie moderierte die Lesung. Die meisten Gedichte habe "Sisi" als 15-Jährige, unmittelbar nach ihrer Hochzeit mit Franz Jospeh, verfasst und dann erst wieder ab ihrem 50. Lebensjahr. Die Haarpracht, die sie so legendär werden ließ, sei der Kaiserin selbst eine unerträgliche Last gewesen. Das Gewicht habe ihr Kopfschmerz bereitet, und mehrmals täglich mussten ihre Flechten daher hochgehängt werden. Mit einer Körpergröße von etwa 1,75 Meter wog "Sisi" nur 45 Kilogramm und trieb täglich über viele Stunden Sport, um ihrem Image als Schönheitsideal gerecht zu werden.
Sport und Fasten für das Schönheitsideal
Ob sie das Projekt noch einmal machen würden, fragte Schriftstellerin Fabienne Pakleppa, die das Künstlergespräch im Anschluss an die Lesung führte. Eine Überdosis "Sisi" sei nicht zu leugnen, erwiderten die Dichterinnen, aber die Sympathie für die historische Person, die auch politisch sehr engagiert war, überwiege. "Ich fand Sisi wahnsinnig dekadent, weil sie zum Beispiel behauptete, Heine würde ihr die Gedichte in die Feder diktieren", erklärte Sophie Reyer. Die Brüchigkeit des Charakters sei für sie persönlich jedoch Anreiz, noch weiter in die Materie einzudringen.
Was sie wohl sagen würde, "wenn Sisi heute Abend im Publikum gesessen hätte", fragt Pakleppa noch zum Schluss. "Ich glaube, dass sie sich verstanden gefühlt hätte", antwortet Sandra Gugic.
A. Joepen-Schuster
Gedanken und Gedichte der Kaiserin Sisi
Was immer noch wenigen bekannt ist: "Sisi', die spätere Kaiserin Elisabeth von Osterreich, hinterließ ihrer Nachwelt rund 600 Gedichte. Ihr "Poetisches Tagebuch", das erst 60 Jahre nach ihrem Tod veröffentlicht werden durfte, ist umso mehr von historischem Wert, da es nicht nur die gebrochene Persönlichkeit der "Heimatfilmikone" freilegt, sondern auch einen Blick auf das "wahre Leben" am Wiener Hofe zulässt.
Die Dichterinnen Judith Pfeifer, Sandra Gugic und Sophie Reyer haben die adelige Migrantin "Sisi" zu ihrem persönlichen Projekt erklärt. In umgekehrter Richtung haben sich die drei Wienerinnen in Bayern auf Spurensuche gemacht und mit neuen lnterpretationen der Versvorlagen eine Frau zum Vorschein gebracht, die verzweifelt und selbstzerstörerisch rebelliert und so gar nicht in die ihr zugedachte Rolle hineinpassen will. In der Pasinger Fabrik lasen und performten die Villa Waldberta-Stipendiatinnen am Sonntagabend das Ergebnis ihrer Textrecherche.
Lässt sich "Kaiserin sein" subtrahieren vom "Sisi sein"? Was bleibt übrig, wenn man sich das knöchellange Haar einmal wegdenkt? Filmisch in Szene gesetzt und sprachlich verdichtet beschreibt Sophie Reyer das Psychogramm einer Essgestörten, die mit gezielten Angriffen auf den eigenen Körper gegen die öffentliche Stilisierung angeht und doch darin gefangen bleibt: "Rosa ist eine Farbe gegen die Traurigkeit", zitiert Judith Pfeifer die Kaiserin. "Schreiben war für Elisabeth wie Therapie", erklärt Augusta Laar, Münchner Schriftstellerin und Initiatorin des Projekts; sie moderierte die Lesung. Die meisten Gedichte habe "Sisi" als 15-Jährige, unmittelbar nach ihrer Hochzeit mit Franz Jospeh, verfasst und dann erst wieder ab ihrem 50. Lebensjahr. Die Haarpracht, die sie so legendär werden ließ, sei der Kaiserin selbst eine unerträgliche Last gewesen. Das Gewicht habe ihr Kopfschmerz bereitet, und mehrmals täglich mussten ihre Flechten daher hochgehängt werden. Mit einer Körpergröße von etwa 1,75 Meter wog "Sisi" nur 45 Kilogramm und trieb täglich über viele Stunden Sport, um ihrem Image als Schönheitsideal gerecht zu werden.
Sport und Fasten für das Schönheitsideal
Ob sie das Projekt noch einmal machen würden, fragte Schriftstellerin Fabienne Pakleppa, die das Künstlergespräch im Anschluss an die Lesung führte. Eine Überdosis "Sisi" sei nicht zu leugnen, erwiderten die Dichterinnen, aber die Sympathie für die historische Person, die auch politisch sehr engagiert war, überwiege. "Ich fand Sisi wahnsinnig dekadent, weil sie zum Beispiel behauptete, Heine würde ihr die Gedichte in die Feder diktieren", erklärte Sophie Reyer. Die Brüchigkeit des Charakters sei für sie persönlich jedoch Anreiz, noch weiter in die Materie einzudringen.
Was sie wohl sagen würde, "wenn Sisi heute Abend im Publikum gesessen hätte", fragt Pakleppa noch zum Schluss. "Ich glaube, dass sie sich verstanden gefühlt hätte", antwortet Sandra Gugic.
A. Joepen-Schuster