Die Lyrikerin Ursula Teicher-Maier lebt zur Zeit in Dieburg. Sie schreibt Reiseartikel, ist VS-Mitglied und Mitglied der Künstlerinnen-Gruppe "fishing for art", die seit 2008 Quartier in einem Bahnhof bezogen hat. Hier bietet sie unter anderem Lyrik-Workshops an und ist zuständig für literarische Veranstaltungen wie den Literatur-Marathon.
Seit 2004 entdeckt Ursula Teicher-Maier an den unterschiedlichsten Orten "Poesiezonen" und steckt sie ab - das heißt Räume, in denen Poesie den ihr zustehenden gesellschaftlichen Wert (zurück)erhält.
Salon: Herbst 2009 Generation III
Mann und Frau nachdem sie die Pläne hinter sich gelassen haben
Die Frau hat die Bahngleise
Zur Richtschnur ihres Handelns gemacht
Sie liebt diese Art am Horizont
Schmaler zu werden und gleich
Zeitig zu verschwinden. Ihr Mann
Zieht es vor mit den Ellenbogen
Auf dem Gartenzaun zu reiten er spürt
Die Erschütterung durch die Züge am liebsten
In den zarten Musikknochen
Dies lässt ihn ahnen was der Motor für Bewegung ist
Und das Kreischen des Fahrtwinds
Erscheint ihm wie ein tausend Jahre altes
Echo von etwas das er bisweilen
In der Stimme seiner Frau hört wenn
Ihre Augen zu sagen scheinen: einer wie du
Könnte das Leben nur mit der Ferse verstehen
Manche Finger müssen vertont werden
Einer Frau fällt nichts Besseres ein als
Den eigenen Finger mit Grazie zu tragen
Sie bekommt drei Kinder nur zu seiner Bewunderung
Und spitzt ihn jeden Morgen vor dem Spiegel wie den schärfsten
Rotstift während wir Anderen damit beschäftigt sind das Leben
Unseren unbekannten Körpern anzupassen zeichnet sie
Mit ihrem Finger Geschichten in die Luft und streicht sie durch
Und ihre Katze Lucy genannt folgt jeder Bewegung mit dem Kopf
Sie glaubt ihr alles auch diese Tage ohne Nahrungszufuhr denn
Der Himmel beginnt für Lucy bereits über der Dose mit den Diamanten
Wir Anderen fragen uns bisweilen ob wir mit unseren Tampons
Mehr in die Öffentlichkeit gehen sollten schießen beispielsweise
Doch der Anblick unserer hinter ihrem erhobenen Finger
Gealterten Lehrer lässt uns still sein wie Lucy und
Den Himmel mit den Nackenhaaren suchen