• Schamrock Dichterinnen

Marie T. Martin

*1982 in Freiburg, studierte am Deutschen Literaturinstitut Leipzig und lebt in Köln.

Ausbildung zur Theaterpädagogin. 2007 erhielt sie den Förderpreis des MDR-Literaturwettbewerbs, 2008 das Rolf-Dieter-Brinkmann-Stipendium der Stadt Köln.

2009 sendete der Deutschlandfunk ihr Hörspiel "Marie T.’s Daumenkino". Seit 2009 veröffentlicht sie die fortlaufende Heftreihe "Die kleinen monochromen Freunde" mit der Illustratorin Ulrike Steinke bei Onkel&Onkel, Berlin.

2010 lebte sie zeitweise als Stipendiatin der Stadt Köln im Atelier Galata in Istanbul. 2012 war sie Stipendiatin im Künstlerhaus Edenkoben und im Literarischen Colloquium Berlin.

Zuletzt erschienen von ihr der Erzählband "Luftpost" im Poetenladen Verlag, 2011, die Erzählung "Vier Wände" in der Edition 12 Farben, 2011, und ihr Lyrikband "Wisperzimmer" im Poetenladen Verlag, 2012.


Marie T. Martin Lyrik

1. Schamrock-Festival 2012
Salon 16, 2013: Weibliche Mythen

regengedichte
3


regenfrau/ alte sau
mit den eberhauerzähnen
& den wilden schweinemähnen
hau die hauer mir ins fleisch
bis ich blute oder kreisch
regenfrau/ alte sau
weißt doch selber ganz genau
dass du lebst & ich werd sterben
wie die transitiven verben
die dir gleich sind & egal
hauptsache/ du siehst die qual
in den todesängst'gen augen
daraus kannst du stärke saugen
regenfrau/ alte sau
mach nur schnell/ ich will nicht leiden
will fürs sterben schön mich kleiden
schlitz das bein mir & das herz
aber bitte/ ohne schmerz
blödes lied

das lied, es hallt so schaurig
in meinem ohr & traurig
es ist 1 altes lied

es heult mir voll das denken
in angestaubten schränken
es ist 1 garst'ges lied
es jammert mir die hucke
hinauf, wenn ich mich bucke
es ist 1 falsches lied

es lacht mir ins gesichte
im finstren wie bei lichte
es ist 1 freches lied

es spuckt mir auf die nase
bevor ich es noch fasse
es ist 1 schlimmes lied

es haut mir in die fresse
& treibt noch ärg're späße
es ist 1 böses lied

danach schmiegt es sich heiter
an mich & ruft: nur weiter
es ist 1 schönes lied
droste 1

buchen suchen judenbuchen eines
tages einst im mai buchen schlagen
buchen sagen judenbuchen hügel
auf & hügelab von fern die fäden
kalten rauch die droste schläft


droste 2

raschelnd das kleid kampfer im haar
säume genäht braun ist die heide
wal wird entkernt korsettstange
bricht wörter fallen ins laub unter
der buche im herbst


droste 3

annette der name annette der ruf
der freiheit der ferne der wörter
annette & sonst bleibt nicht viel