• Schamrock Dichterinnen

Marianne Hofmann

geboren 1938 in Rohr (Niederbayern) und dort aufgewachsen nach Arbeit und Studium in München Tätigkeiten im Schul- und Sozialbereich. Sie verbrachte einige Jahre in Berlin und Liverpool und begann dort zu schreiben, seit 1985 lebt sie wieder in München.

1997 erschien ihr Roman "Es glühen die Menschen, die Pferde, das Heu", der in den Medien ein großes Echo fand. Der Literaturkritiker Reinhard Baumgart würdigte dieses Debüt in der ZEIT als "großen niederbayerischen Erinnerungsroman".

2002 wurde "KLANG WORT KLANG", eine Meditation über das Wort, vertont und mehrmals aufgeführt.
Veröffentlichungen in verschiedenen Zeitungen und im Bayerischen Rundfunk.

Im Lichtung Verlag erschienen: "Ein rotes Kleid. Augenblickstexte" und "Der Klang des Wassers. Gedichte"

Salon 9, 2011: Spinnennetz. Lyrikerinnen der Gedok München

Ich habe im Winter

als es verwandelt zu Eis sein Knistern gehört
sein Ächzen und Krachen

feingliedriger Gesang hat sich fortgesetzt über
den See
vergangen
in den Halmen des Schilfs

in glitzernde Würfel zerstoßen lag es
in Kellern unter der Erde
während draußen die Kinder
auf weißer marmorner Fläche ihre Kreise zogen

und nachts

als sie immer noch flogen über das Eis erstarrte
ihr Atem
zu Kristallen am Fenster

vergessen die Kälte am Morgen
als im Licht der aufgehenden Sonne
silberne Lilien
Gräser und Farne sich reckten
Ich suche

das lautlose Weiß in den Wäldern
nur der Vögel Keilschrift dulde ich
die Spur von

Hase und Reh
Fuchs und Maus
schlaftrunkener Fliege

Schneestaub von den Tannen
im Winterlicht
Fort

den Hügel hinab
durchs hohe Sommergras
Frösche springen auf

der Bach im dunklen Fließen
Minze
den wilden frischen Duft sich einverleiben
mit geschürztem Rock in den Bach
in ungewisse Tiefe
weitertasten gegen den Lauf
im Strömen des Wassers
zur Weide zum silbernen Lichtgefunkel

nicht satt werden
vom Spiel der Äste auf dem Wasser

am Nachmittag
Fathpur Sikri
verlassene Stadt

Ein indischer Tag brennt sich ein
Straßen Plätze Tempel leer
Salamander und Eidechse giftgrüne Pfeile

in den Pavillons gemildertes Licht
Lufthauch durch marmorgeschnitzte Wände
ob sie hier Tee tranken Granatäpfel aßen?
Kaiser Akbar liebte Gespräche

Ornamente erlauben den Blick nach draußen
vom Schatten aus

Männer beginnen ihre Waschungen
am leise sprudelnden Wasser wortlos
weiß blenden Kleider und Marmor

Fathpur Sikri verlassene Stadt
nur noch zum Gebet kommen sie
- zweiunddreißig Stufen –
herauf zur Kaiserstadt

das Wasser blieb