Sie studierte am Deutschen Literaturinstitut Leipzig, wo sie auch mehrfach als Gastdozentin tätig war. Neben ihrer literarischen Arbeit beschäftigt sie sich mit performativen Projekten an der Schnittstelle von Text und Bewegung.
Arbeitet derzeit an einem multimedialen Katalog der Alltagsbewegungen.
Sie veröffentlichte zuletzt: „Nach den Diskotheken“, Gedichte, kookbooks-Verlag, Berlin 2010, „Die Küsten der Berge“ Wallstein-Verlag, Göttingen 2008.
Performative Arbeiten (Auswahl): „Aufeinander achten. Achten beschreiben“, „gehen und schreiben, lesen und fallen“ Lecture-Performance, Deutsches Literaturinstitut Leipzig und Skala Leipzig, Januar und April 2010. Leseperformance mit Mathias Traxler, im Rahmen des EDIT-Literaturfests, Leipzig, 2009.
Sie wurde mehrfach ausgezeichnet, zuletzt mit dem Lyrikpreis Meran 2008 und dem London-Stipendium des deutschen Literaturfonds 2006.
Die folgenden beiden Gedichte und ihre Variationen stammen aus einem Katalog, der Bewegungssituationen und Gesten des Alltags versammelt. In den Variationen der Ausgangstexte verfolgte ich das Prinzip, (meistens) an den Endpunkt einer Phrase anknüpfend das bzw. etwas Material des gesamten vorangestellten Gedichts variierend zu benutzen.
Bewegungen
sich drehen
auf einer Kreuzung, auf der Suche nach
der richtigen Straße
Wie den Glanz des Präsidentenpalastes beschreiben?
Versuche, in die Breite zu schielen, es öffnet ein Panorama,
die weißgoldene Kuppel
trifft dich, instant hit.
Nirgends hinsehen, dann blitzen Wörter,
die stillen Begleiter. Ganz natürlich ziehen sie mit.
Auch die Tauben bekommt man zu fassen,
Satzfetzen, Kastanien, Kranarme, Laster.
So kamen der Duft in die Welt, der Lärm und der Trugschluss.
Einfach alles verlängern. Die Drehung stunden.
Die Kippen werfen, nach außen.
Diesen Satz umdrehn. Sich schrauben in einen Ansatz.
→ sitzen
am Schreibtisch, etwas am Computer
schreibend
In einen Ansatz sich schrauben, umdrehn im Satz,
ich bin der Kastanienbaum draußen, werf' etwas ab -
bekommt ihr die Fetzen des Bildes zu fassen,
Panorama mit Präsident, Kranarm, stillen Begleitern?
Ihr dürft nirgends hinsehen, sonst trifft euch Glanz,
und der Lärm kommt als Duft, zieht in die Welt natürlich als Wort
in seiner ganzen Breite. Den Trugschluss beschreiben: weißgoldene Kuppeln.
So viele Kippen in stillen Stunden. Ein Hit.
stolpern
über eine Teppichkante
Timing, das heißläuft:
Dass man hochschnellt, ohne zu wollen, dass man einsieht,
dies ist die Situation. Sie geschieht jetzt.
Schlage den Bogen rückwärts,
jetzt, sie geschieht, die Situation, dass du einsiehst,
ohne zu wollen, dass du hochschnellst.
Kämme die Fransen der Kante.
Hochschnellen, ohne zu wollen, einsehen,
dass es geschieht.
Kein Timing liefe so heiß.
Bogen zur Rettung rückwärts.
→ Chakrasana /Rad (Yoga, im Wohnzimmer)
Rückwärts biegen, nicht schnell.
Timing geschieht, wenn ich will.
Das ist heiß.
Die Fransen des Teppichs kämmen
meine Gedanken.
Man sieht eine Kante. Alles geschieht,
retten wird nichts. Situativ
verlaufen die Bögen, geschlagen
zu hoch. Ich sehe tief unter mir
Wolle.