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Schamrock-Salon der Dichterinnen____Seidlvilla | München 19. März 2022
Münchner Dichterinnen lesen Münchner Dichterinnen
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Sarah Ines Struck - Gisela Jonas

Foto Martin Richartz

Für Sarah Ines ist Poesie Punk und das Private politisch, und vice versa. In Cross-Art-Projekten mit Literatur, Musik und bildender Kunst erzählt die Beatpoetin aus München von Emotionen, Geschlechtern und Moralitäten gestern, heute, morgen. liebe geht durch die haut titelt ihr Lyrikband von 2007.

Derzeit fokussiert Sarah Ines sich auf Beat Poetry Vocal Performance Sound Art, zuletzt unter anderem online auf Bandcamp-Alben mit dem Kollektiv Alligator Gozaimasu und onstage auf dem angeschlossenen Alligator:Go! Festival sowie mit ihrem Projekt crosswalks, aus dem Buch, Album und Liveprogramm hervorgehen sollen.

www.sarah-ines.de │ www.karin-struck.org
Sarah Ines Struck Kuratorin Focus Ukraine beim Schamrock-Festival der Dichterinnen 2018

Einen Anflug von Weltstadt brachte Gisela Jonas nach München, als sie 1952 ihr Lokal bei Gisela eröffnete. Eigentlich eine eher harmlose Angelegenheit, machte sie es durch ihre Chansons berühmt, die dem Etablissement einen unwiederstehlichen Hauch von Verruchtheit eintrug. Ihr "Signature-Song" Aber der Nowak lässt mich nicht verkommen trug ihr in den prüden Fünfzigerjahren einige Gerichtsverhandlungen ein mit dem Vorwurf, die Jugend zu verderben.

Das zog allerhand auch internationale Prominenz an, von Leonard Bernstein bis Franz-Josef Strauss. Diese "gebildete Dame mit stark unzüchtigem Charakter", so charakterisierte sie ein Richter, war aber auch Ausgangspunkt so mancher Karriere, immerhin waren ihre Klavierbegleiter unter anderen Udo Jürgens und Konstantin Wecker und in der Küche stand Gerd Käfer. Sie hatte sogar ein eigenes Plattenlabel, jedenfalls veröffentlichte "Science And Art" aus Vaduz in Liechtenstein ausschließlich ihre Tonträger, gerne mit dem Vermerk "Schallplatte für Jugendliche ungeeignet". Weniger bekannt sind dagegen ihre Brecht- und anderen literarischen Interpretationen, die sie als vielseitige Künstlerin zeigen.

Ihre Rolle als leicht anzügliche Chansonniere spielte sie über 20 Jahre bis sie ihr Lokal aufgab. Immer noch wird sie als Beweis dafür angeführt, dass es im Nachkriegsmünchen der Wirtschaftswunderzeit doch nicht so dörflich zugegangen sei. Bei Gisela in der Occamstraße 8 lebt gewissermaßen weiter, dort ist jetzt das "Vereinsheim" – die wichtigste Münchner Kleinkunstbühne. (KA Laar)

⇒ Schwabinger Gisela BR-Doku