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10 Jahre Schamrock-Salon der Dichterinnen____Monacensia | München 19. September 2019
Münchner Dichterinnen lesen Münchner Dichterinnen
- Karin Fellner
– Elsa Bernstein - Lisa Jeschke
– Therese Giehse - Augusta Laar
– Ruth Schaumann - Alma Larsen
– Regina Ullmann - Tamara Ralis
– Annette Kolb - Theresa Seraphin
– Erika Mann - Sarah Ines Struck
– Karin Struck - Gabriele Trinckler
– Marie Luise Weissmann - Barbara Yurtdas
– Carry Brachvogel - Nora Zapf
– Paula Ludwig
Lebenslauf:
"Bitte: Leben, kein Verzicht! Großartig Vieles (und in vielen Verhältnissen), megaloman vor sich hinzuformeln. Geborn in Paderborn; gestorben von vornherein! geboren im Nachhinein! Nach Bayern gesiedelt. War Salamanca? Migration nach Tirol, wos eng wird. Weg! Weg! Nach dem Meer. Heimat – Ungeheuer –"
Lebenslauf:
Bitte: auf Lebenslauf verzichten! Mein Leben war viel zu großartig (verhältnismäßig), als daß ich es in kurze Formeln bringen könnte. Geboren: 5.1.1900; gestorben hundertmal voraus! Aus Berlin emigriert 1933! aus Tirol geflohen 1938! aus Paris geflohen 1940! 13 Jahre Brasilien; 1953 „Heimkehr“ – fatal! –
Variation auf "Mit der Ackerwinde..."
Den Acker wand ich einmal um den Raum
mit Wind – er rankte (aber hager)
Hochauf und Winde waren kaum und Rauschen
im ImmerSommer
Die Erde sah der Wolke nach und mir
die ich mit Tau abhanden kam verschwand
Sonne war (Totenfeuer) und Nacht sang
mit der Grille Gräser an
Schluchte uns grell ins Dunkle bloß
mit Sumpf und selig
Eine Lust aus Staub und Mückentanz
mit Schnitternbrust
Suchte mich wie Flüsse auf und Meer
mit Brückenschwanken
geringer Kiesel lag ich Grund
am Mond und war schmalrund
Der Laubherbst fahlte mich
mit Schal ein, fast ein halber Rest
Ich Hirschkuh schneite in der Brach flockte
viel mit Fremdweh
Harte Höhle war meine Träne ein Stein
mit Gelb ginsterte ich mich ein –
Mehr war es nicht und ich nicht viel
wachte träumte ich zum Spiel?
Klar ihr Sterne wart immer ruhvoll
wird mit dem Leben nur dies
Mit der Ackerwinde
Trieb ich eine Ranke in den Raum
Mit dem Sommerwinde
Rauschte ich hochauf im Baum
Mit der Wolke schwand ich aus der Erde Schau
Mit den Gräsern trank ich bittrer Frühe Tau
Mit der Grille sang ich in der Sonnennacht
Mit den Totenfeuern hielt ich treue Wacht
Mit der Quelle stürzte ich in dunkle Schlucht
Mit der Schattenbeere trug ich süße Frucht
Mit dem Sumpfe lag ich unterm Himmel bloß
Mit dem Himmel war ich selig groß
Mit der Mücke tanzte ich in Staubeslust
Mit der goldnen Ähre sank ich Schnittern an die Brust −
Mit dem Blitze schlug ich in die Pappel ein
Mit der Flamme litt ich hellste Pein
Mit den Flüssen suchte ich das tiefe Meer
Schwankte mit den Brücken hin und her
Mit dem Kiesel lag ich ganz gering am Grund
Mit dem Monde war ich schmal und rund
Mit dem Herbstlaub färbte ich mich fahl
Schmeckte mit dem Rest im Glase schal
Mit der Hirschkuh brach ich ein in Schnee
Deckte mit der Flocke fremdes Weh
Mit der Träne höhlte ich den harten Stein
Mit der Raupe spann ich mich in gelben Ginster ein −
War ich mehr als dies und nicht so viel
War es Wachen Träumen schweres Spiel?
Ruhvoll wird es in den Sternen klar
Daß dies alles nur ein Leben war