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10 Jahre Schamrock-Salon der Dichterinnen____Monacensia | München 19. September 2019
Münchner Dichterinnen lesen Münchner Dichterinnen
- Karin Fellner
– Elsa Bernstein - Lisa Jeschke
– Therese Giehse - Augusta Laar
– Ruth Schaumann - Alma Larsen
– Regina Ullmann - Tamara Ralis
– Annette Kolb - Theresa Seraphin
– Erika Mann - Sarah Ines Struck
– Karin Struck - Gabriele Trinckler
– Marie Luise Weissmann - Barbara Yurtdas
– Carry Brachvogel - Nora Zapf
– Paula Ludwig
Lisa Jeschke schreibt Gedichte und macht Theater/Performances.
Ihr Lyrikband The Anthology of Poems by Drunk Women ist 2018 in London erschienen, eine deutschsprachige Fassung unter dem Titel Die Anthologie der Gedichte betrunkener Frauen ist für Herbst 2019 bei hochroth München in Vorbereitung.
Sie ist Mitherausgeberin des kleinen Lyrikverlags MATERIALIEN.
⇒ Lisa Jeschke beim Schamrock-Festival der Dichterinnen 2018
Therese Giehse wurde am 6. März 1898 in München geboren. Privater Schauspielunterricht in München. Anschließend als Bühnen- und Filmschauspielerin tätig. Mitarbeit beim Kabarett "Die Pfeffermühle", 1933 Emigration in die Schweiz.
Rückkehr nach München in den 1950er Jahren, ab 1953 Engagement an den Münchner Kammerspielen. Sie starb am 3. März 1975 in München.
Bericht aus der Apokalypse vor der Apokalypse: Dieses Gedicht ist ein Gesicht, ein Katzengesicht.
Wenn noch jemals jemand argumentiert, die Lösung wäre die,
Die Anzahl der Menschen global zu reduzieren,
Dann reiß ich ihnen ihre gewaltige Denkmasse ab
Und werfe sie in Massen Kopf Gräber – nur für Individuen –,
Weil, das ist total genozidal von ihnen
Und geht an der Sache vorbei!!!! Die Sache ist die:
Zusammen sind wir jetzt schon ganz runzlig,
So wusste ich, wir waren Maschinen,
Nicht Stein!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
Der Kapitalismus ist bio
Und wir sind Maschinen yay
Und an
[Aufzeichnungen zu Titeln der Pfeffermühle]
1. Mörderin (30. September 1933)
2. Held (1. Semester 1934, 1.1. Premiere Zürich und 1.3. Basel „Gambrinus“), 3. Jungfrau, 4. Dame, 5. Kupplerin, 6. Kleine Tänzerin
7. Moritat (2. Semester 1934, 27. August Ascona), 8. Souvenir, 9. Schutzleute, 10. Girl. 11. Mae West, 12. Witwe, 13. Schattenkind, 14. Böses Kind, 15. Engelchen bzw. Engelein, 16. Tapferes Schneiderlein
(1935) 17. Gymnasiast, 18. Bergsteiger, 19. Dienstmädchen, 20. Oase, 21. Wirsch, 22. Schicksalstragödie, 23. Märchen vom vielen Geld, 24. Künstler, 25. Der Taube, 26. Briefträger, 27. Greise, 28. Trommlerin, 29. Österreichischer Beamtenwitz, 30. Geistertanz, 31. Schuhplattler, 32. Ländler, 33. Café Concert, 34. Aberglaube, 35. Suppenkasper, 36. Waschlappen, 37. Cäcilie, 38. Schrebergarten, 39. Soldaten- bzw. Militärtanz, 40. Marionettendrama, 41. Kellner
(1936, Leopoldskron, 14. August), 42. Rausch.
Bericht aus der Apokalypse vor der Apokalypse: schmelzende Monumente
Ein Spaziergang, ich verlief mich in der Wildnis
Und dachte darüber nach
Ob dieser Zustand jetzt
Für immer halten würde? Meine Tränen aus
Plastikmüll? Mein Schweiß geronnene
Emissionen? Mein Körper riesig?
Meter um Meter
Ein Schwimmen in
Pools
Forever und in dem Moment
Hörte ich eine Stimme, ein Star, damals, im frühen 21. Jahrhundert,
Ariana Grande hielt meine Hand und nahm mich mit, guck!
Die Stadt (die diesen Namen kaum verdiente,
Weil, eins der gewichtigeren Probleme des Kapitalismus war dasjenige,
Dass die Städte mini waren!)
Und fragte warum sitzt du ganz allein
Und weinst? Auf einer Parkband?
Kannst du von hier überhaupt was sehen?
Stimmt, nein: Innen-Außen ist nichts.
Was ich für meine Tränen gehalten hatte, war neon-türkise Landschaft,
Und Nebel rann die Wangen runter.
Und sie sagte, warum kommst du nicht mit rein????
Kein Stress – DRINNEN zu sein heißt nicht DRUNTER zu sein,
Das hier ist kein Gebäude,
Wir können anfangen.
Rucksack
Braunes Wolltuch, Wollhemd, Wollhose, 3 Blusen, Leinenhose, 2 Wolljacken, Taschentücher, Wollstrümpfe, Socken, 2 Handtücher, 2 Büstenhalter, 2 Nachthemden, 3 Wäschegarnituren, Strümpfe, Seifen, Waschseifen, Salben, Verbandmittel, Schere, Messer, Puder, Waschlappen, Schuhe, Pyjamahose, Corned beef, Schokoladen, Bonbons, Zwieback, Thee, Cafe, Dörrobst.
Aus dem Nachlass Therese Giehses, zitiert nach: Renate Schmidt, Therese Giehse. Na, dann wollen wir den Herrschaften mal was bieten! Biografie (München: LangenMüller, 2008), S. 104; S. 123.