Internationale Poetry-Biennale - Filmfestival - Salon - Netzwerk
___Festival spezial 2017________________________________
- Lydia Daher
- Anja Golob
- Ricarda Kiel
- Nadja Küchenmeister
- Swantje Lichtenstein
- Verena Marisa
- Olga Martynova
- Judith Nika Pfeifer
- Sigurbjörg Þrastardóttir
- Ulrike Almut Sandig
- Annette Schmucki
- Daniela Seel
- Brigitte Struzyk
- Torild Wardenaer
- Kunst oder Unfall /
Augusta Laar
Kalle Aldis Laar
Special Guest:
Abbie Conant
(D)
Dienstag, 7. November, 10 Uhr
Villa Concordia
Foto: Alexander Gumz
danielaseel.tumblr.com/
www.lyrikline.org/en/poems/
danielaseel.wordpress.com/
Daniela Seel, geboren 1974 in Frankfurt/Main, lebt in Berlin. 2003 gründete sie, mit dem Buchkünstler und Illustrator Andreas Töpfer als festem freien Art Director, kookbooks – Labor für Poesie als Lebensform.
Ihre Gedichte erschienen in Zeitschriften, Zeitungen, Anthologien, im Internet und im Radio, darunter Zwischen den Zeilen, Edit, Neue Rundschau, Sprache im technischen Zeitalter, lauter niemand, DLF Lesezeit, FAZ, poetenladen.de, Lyrik von Jetzt (DuMont 2003) und Jahrbuch der Lyrik (S. Fischer 2009).
Für ihr verlegerisches Engagement erhielt sie den Kurt-Wolff-Förderpreis 2006 und den Horst-Bienek-Förderpreis 2007. Ihr erster Gedichtband »ich kann diese stelle nicht wiederfinden«, kookbooks 2011, wurde mit dem Friedrich-Hölderlin-Förderpreis, dem Ernst-Meister-Förderpreis und dem Kunstpreis Literatur von Lotto Brandenburg ausgezeichet.
Publikationen bei KOOKbooks: "all dies hier, Majestät, ist deins · Lyrik im Anthropozän". Anthologie, "was weißt du schon von prärie". Gedichte 2015, "ich kann diese stelle nicht wiederfinden", Gedichte 2011
ich habe mir ihren körper dann einfach
umgebunden wie eine schürze.
distanz gewinnen, eine bewegung,
die nur in der zeit existiert, nicht im raum.
wie sinne verhalten steuern. ihrer stimme
habe ich immer vertraut, nicht den augen.
ich kann nicht aufhören, das zu wiederholen.
einträge von ausrichtung. diese bewegung,
die meinen körper konstituiert. ihre stille,
dressierte präsenz. ich will diese schürze
nie wieder ausziehen.
aus: ich kann diese stelle nicht wiederfinden. Gedichte 2011
Dann diese, die blattförmige Störung. Entfremdet meiner Versenkung. Und Rücken an Rücken die Senke queren, auf Schildkrötenfüßen. Ja reiten sie denn, die alten Weisen? Gewöhnungen vorgelagert, schlägt Welle an und erbt einen Strand. Es rauscht wie aus Projektoren. Ich meine es ernst bis genau zu dem Punkt, wo Sie mir entgegenkommen. Unter Synkopdecken, schwebend. Aber die Nebengeräusche, die Zähnchen. Ihr schreckliches Keckern über rostroten, verwirbelten Feldern. Ein Tagesmarsch noch ins Basislager. Durch Seen aus Wollgras, Sander und Obsidian, einfach ins Sterben geraten. Reste von Anlagen. Funken Widerstand über Grenzen des Datenempfangs. Dass niemand die Passage allein durchsteige. Ich weinte, versuchsweise bei. Beil. Nächster sein, bleiben. Soll Liebe derart beschaffen sein, oder zubereitet? Ein Satz wie ein Seil. Woran Fremde mikroskopisch zerstiebt, schüttelt von Schultern Prärie, rippenlicht. Ihre Muskeln prosodisch. Denk an frühe Nächte im Park. Kein Feuer machen. Keinen Müll hinterlassen. Nicht innehalten angesichts solcher Landschaft.
aus: was weißt du schon von prärie. Gedichte 2015