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___Festival spezial 2017________________________________
Schamrock-Festival spezial 2017 Presse
Warum spezial 2017? Eigentlich ist das Festival eine internationale Lyrik-Biennale, die zuletzt über 50 Teilnehmern aus 17 Ländern mit großem Erfolg in München und Wien präsentierte (www.schamrock.org/presse.html) ⇒ Pressemitteilung
Augusta Laar und Nora Gomringer (Foto ©Schamrock e.V.)
Süddeutsche Zeitung 5. November 2017
Von Lyrik und Lyrics.
Das Schamrock-Festival lädt ein zum Spezial
Von Jürgen Moises, Bamberg
Für die Erkenntnis, dass die Grenzen zwischen Lyrik und Lyrics fließend sind, also zwischen Dichtung und Songtexten, hätte es keinen Literaturnobelpreis für Bob Dylan gebraucht. Trugen doch schon die antiken Griechen ihre lyrischen Verse zum Klang einer Leier vor, und zwar als Bestandteile von kultisch-religiösen Ritualen, die heutigen Popkonzerten gar nicht so unähnlich sind. Trotzdem nimmt man, das stimmt schon, nur selten Songwriter als Literaten wahr. Außer wenn sie sich wie etwa Leonard Cohen, Nick Cave oder Kate Tempest parallel zum Musik- auch auf dem Literaturmarkt bewegen. Das heißt, wenn sie eigenständige Gedichtbände oder Romane publizieren und damit Literaturkritik und Publikum signalisieren, dass sie es mit ihrem Literatentum auch ernst meinen.
Eine, die das in Deutschland tut und dafür bei Literatur- und Popkritik verdiente Anerkennung findet, ist Lydia Daher. Die gebürtige Berlinerin, die nach den Zwischenstationen Köln und Augsburg mittlerweile wieder in der deutschen Hauptstadt lebt, hat in den vergangenen Jahren mehrere Lyrikbände und Alben veröffentlicht. Ihr dritter Longplayer "Wir hatten Großes vor" ist am 27. Oktober beim Münchner Label Trikont erschienen, und er zeigt, dass man Großes am besten dadurch schafft, indem man im richtigen Moment loslässt. Das soll heißen: Lydia Daher hat die Improvisation für sich entdeckt. Sie hat bereits vorhandene Aufnahmen, weil sie sich damit nicht mehr wohl fühlte, noch einmal komplett umgeworfen und hat als Texterin so wie ihre Musiker spontan im Studio improvisiert.
Das Ergebnis ist eine größere Freiheit und gleichzeitig eine wunderbare Symbiose zwischen Text und Musik, die etwa so aussehen kann, dass in einer Liedzeile "alles um uns rum auseinanderfällt" und dabei auch das zugehörige musikalische Arrangement plötzlich zerbröselt. Oder dass Daher von einem "harten Schnitt" singt und die Musiker mit eben einem solchen musikalisch reagieren. So etwas funktioniert nur mit richtig guten Musikern, und die hatte Daher mit Daniel Schröteler, Philipp Gropper, Olaf Rupp, Tobias von Glenck und Mouloud Mammeri zur Seite. Trotz der gemeinsamen Neigung zum Experiment ist "Wir hatten Großes vor" ein eingängiges Popalbum geworden: mit poetischen Texten "über die Welt, die eigene Lage", über die Angst, sich beim Retten der Welt zu ruinieren, oder die Hoffnung, auch beim gemeinsamen Stillstehen voranzukommen.
Vom Versuch, gemeinsam, das heißt Generationen, Genres und Länder übergreifend voranzukommen, ist auch das Schamrock-Festival der Dichterinnen geprägt. Das findet eigentlich als Biennale in München und in Wien statt, ist in diesem Jahr aber in Form einer Spezial-Ausgabe in Bamberg zu Gast. Insgesamt 16 Lyrikerinnen und Künstlerinnen aus fünf Ländern sind von diesem Montag an bis Mittwoch dort vertreten, und darunter ist auch Lydia Daher, die am Dienstagabend um 19 Uhr in der Alten Seilerei auftritt. Sie tut das leider nicht mit ihrer Band, ist dafür aber bei einem Konzert-, Performance- und Lese-Abend mit Augusta und Kalle Aldis Laar, Abbie Conant und Ulrike Almut Sandig zu erleben. Das heißt, auch hier sind die Grenzen zwischen Dichtung und Musik fließend.
Dass Schamrock einen Abstecher nach Bamberg macht, das hat vor allem mit der dort lebenden Lyrikerin Nora Gomringer zu tun. Diese leitet seit 2010 das Internationale Künstlerhaus Villa Concordia in Bamberg, war 2014 beim Schamrock-Festival in München und Wien zu Gast und hatte schon damals gemeinsam mit Festival-Leiterin Augusta Laar die Idee, in Zukunft institutionell enger zusammenzuarbeiten. Die Villa Concordia ist deshalb auch der zentrale Anlaufpunkt, außerdem sind unter den Teilnehmerinnen ehemalige und aktuelle Stipendiatinnen der Villa.
Ob das "Spezial" in Bamberg eine einmalige Sache bleiben wird, kann Leiterin Augusta Laar noch nicht sagen, dafür sind für die nächsten Jahre Schamrock-Gastspiele in Riga und Sydney geplant. Außerdem wird es 2018 weiteren musikalischen Austausch mit Berlin geben, denn dann ist das Berliner Elektronik-Musik-Festival "Heroines of Sound" mit einem Sonderprogramm bei Schamrock in München vertreten.
BR Kultur 6. November 2017
Fokus auf Dichterinnen - Schamrock-Festival in Bamberg gestartet
Schamrock-Leiterin Augusta Laar
(Foto ©Martin Richartz/Schamrock e.V.)
In München und Wien hat sich das Schamrock-Festival bereits einen Namen gemacht. Nun findet das Literatur-Festival erstmals in Bamberg statt.
Das Besondere: Zu sehen und zu hören sind ausschließlich Dichterinnen.
Von: Carlo Schindhelm
An drei Tagen sind 14 Dichterinnen aus Deutschland, Island, Norwegen, Österreich, der Schweiz und Slowenien zu Lesungen, Performances, Podiumsgesprächen und Buchpräsentationen geladen. Veranstaltungsorte sind die Villa Concordia, die Alte Seilerei und der berühmte Vogelsaal des Naturhistorischen Museums.
Nora Gomringer (Foto ©Judith Kinitz)
Fokus auf Frauen
Nora Gomringer, die Lyrikerin und Leiterin des Internationalen Künstlerhauses "Villa Concordia" in Bamberg, will den Fokus auf kunstschaffende Frauen legen.
Auf anderen Festivals sei sie als Dichterin oft in der Minderheit gewesen, sagte sie im Gespräch
mit dem Bayerischen Rundfunk.
"Frauen sind nicht nur in der zweiten Linie sondern eigentlich ganz weit vorne beim Kunstmachen. Dass darauf mal der Fokus gelegt wird, das tut keinem weh. Im Gegenteil: Das eröffnet das Schaufenster zu all dem, was es an poetischen Stimmen gibt."
Erstmals in Bamberg
Das Schamrock-Festival hatte bereits Station in München und Wien gemacht. Nun kommt es auf Einladung von Nora Gomringer erstmals nach Bamberg. Sie selbst war bereits Teilnehmerin beim Schamrock-Festival. So ist die Idee entstanden, das Festival nach Oberfranken zu holen.
"Was macht man gerade mit Sprache? Was passiert auf den Bühnen dieser Welt? Wir geben einen ganz guten, zumindest einen sehr europäischen Zusammenschnitt des Ganzen innerhalb von drei Tagen. Wer Lust hat, auch diese verschiedenen Orte mal ein bisschen anders zu erleben, sowohl die Villa Concordia, als auch die Alte Seilerei und das Naturkundemuseum, ist herzlich eingeladen. Außerdem locken wir auch damit, dass es keinen Eintritt kostet."