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  Margret Kreidl  ≠  Ilse Aichinger

Margret Kreidl geboren 1964 in Salzburg, lebt als freie Schriftstellerin in Wien.

Lehrbeauftragte am Max Reinhardt Seminar. Lyrik, Prosa, Theaterstücke und Hörspiele, Textinstallationen.

Zuletzt: Gesellschaft im Kasten. Eine Installation, ORF 2019. Plier une hirondelle, ins Französische übersetzt von François Mathieu, Les Inaperçus, Tours 2020; Schlüssel zum Offenen. Gedichte, Edition Korrespondenzen 2021; Lucia Joyce. Ein Tanz / ODYSSEE 2021, TheaterArche Wien 2021.

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1921 werden Ilse Aichinger und ihre Zwillingsschwester Helga in Wien als Töchter eines Lehrers und einer jüdischen Ärztin geboren, 1938-1945 Verfolgung durch die Nationalsozialisten. Viele Familienangehörige der Mutter werden ermordet, Ilse Aichinger wird "dienstverpflichtet". 

1945 beginnt Ilse Aichinger ein Medizinstudium, das sie 1947 abbricht, um zu schreiben. 1948 wird ihr Roman "Die größere Hoffnung", ein Werk mit autobiographischen Zügen, veröffentlicht. Ilse Aichinger ist in der Folge im Lektorat des S. Fischer-Verlages und als Assistentin an der Ulmer Hochschule für Gestaltung tätig.

1951 Einladung zur "Gruppe 47" , wo sie ihren Mann, den Schriftsteller Günter Eich kennenlernt. Heirat 1953. 1952 Literaturpreis der "Gruppe 47" für die "Spiegelgeschichte". 1954 bringt sie den Sohn Clemens, 1957 die Tochter Mirjam zur Welt. 1963 zieht Ilse Aichinger mit ihrer Familie nach Groß-Gmain bei Salzburg, wo sie (unterbrochen von einer Afrikareise 1966 und einer Lesereise durch die USA 1967) bis 1984 lebt. 1972 stirbt ihr Mann Günter Eich. 
Von 1984-88 lebt Ilse Aichinger zunehmend aus der Öffentlichkeit zurückgezogen in Frankfurt, danach in Wien. 

Ilse Aichinger war Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung, der Bayerischen Akademie der Schönen Künste und der Akademie der Künste in Berlin. Im S. Fischer Verlag Frankfurt erschienen 1990 Materialien zu Leben und Werk von Ilse Aichinger, 1991 eine achtbändige Werkausgabe (siehe "Werke")

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 ⇒ WO ICH WOHNE - EIN FILM FÜR ILSE AICHINGER beim Schamrock Filmfestival female presence 2017

Geschichtete Linien, verwischte Flecken,
ein Satz treibt aus: Blätter und Blüten,
die meine gemischten Gefühle beschreiben.
Ich als Blattwerk: Furcht und Entzücken.
Chrysanthemen sind goldene Bitten.
Hast du auch ein Blütengeheimnis?
Teil es mit mir, das Blühen der Krise.

 

Gibt es eine stumme Göttin des Begriffs,
eine verborgene Herrscherin über
das Ding an sich? Mit der Maske
im Gesicht verstehst du nichts.
Cindy Klink will deine Lippen lesen.
Hörst du mich? Das Mundbild fehlt. Wie
teile ich meine Gebärden mit dir?

 

 

 

aus: Schlüssel zum Offenen. Gedichte, Edition Korrespondenzen, Wien 2021.