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FEMALE PRESENCE - 5. Schamrock Dokumentar- und Spielfilm Festival___
11/12 & 18/19 November 2023

Samstag 11. November - 20.30 Uhr

WHERE I LIVE / WO ICH WOHNE

Regie: Susi Jirkuff, A 2022, 11 min

In Wo ich wohne zeichnet Susi Jirkuff den plötzlichen Abstieg einer Person nicht nur erzählerisch, sondern, Bild für Bild, auch visuell nach. „Ich wohne seit gestern einen Stock tiefer“, sagt da die Protagonistin gleich zu Beginn. Doch keiner der Menschen in ihrer Umgebung reagiert auf diesen doch außergewöhnlichen Umstand.

In der auf einer Erzählung Ilse Aichingers (1921–2016) beruhenden Animation Jirkuffs
entwickeln die Elemente des Hauses ein Eigenleben. Neben dem Handlauf und der Tapete
bleibt auch die weiße Zeichenfläche nicht unberührt: Jirkuffs Kohlestriche und der Kohlenstaub aus Aichingers Text färben diese grau (denn im Keller, wo die erzählende Stimme schließlich landet, wird Kohle gelagert). Wie schon in Vermessung der Distanz (2019) interessiert sich Susi Jirkuff hier nicht nur für die Räumlichkeit des Hauses, sondern auch für das (Nicht-)Verhalten der Mitmenschen. Niemand fragt: „Wohnten Sie nicht gestern noch neben uns?“

https://www.sixpackfilm.com/de/catalogue/2843/

ELFRIEDE JELINEK: DIE SPRACHE VON DER LEINE LASSEN

Regie: Claudia Müller, D 2022, 90 min

Wunderkind, Skandalautorin, Feministin, Modeliebhaberin, Kommunistin, Sprachterroristin, Enfant terrible, geniale, verletzliche Künstlerin – zum allerersten Mal wird hier in einem Kinofilm die Geschichte von Leben und Werk der unvergleichlichen Elfriede Jelinek erzählt, der ersten österreichischen Schriftstellerin, die mit dem Literaturnobelpreis ausgezeichnet wurde.

Der Dokumentarfilm nähert sich dieser nur auf den ersten Blick unnahbaren Künstlerin an und zeigt mit erstmals veröffentlichten Film- und Tonausschnitten, vielen unbekannten Interviewpassagen und zum Teil neu aufgenommenen OffTexten die zurückgezogene Autorin auch als Mensch in all ihren Facetten. Entstanden ist ein vielschichtiges, assoziatives und sinnliches Filmporträt, das Widersprüche umarmt und ihren kreativen Umgang mit der Sprache in den Mittelpunkt stellt.

http://www.farbfilm-verleih.de/filme/elfriede-jelinek-die-sprache-von-der-leine-lassen



Samstag 11. November - 22.30 Uhr

LEBENSZEICHEN

Regie: Ingrid Gaier, A 2022, 13 min

Eine Filmtrilogie dreier Gedichte der Philosophin, Schauspielerin, Dichterin und Bildhauerin  Melitta Urbancic, geborene Grünbaum. Sie wurde 1902 in Wien geboren und flüchtete 1938 vor den Nationalsozialisten nach Island. Sie arbeitete als Lehrerin, Schriftstellerin, Bildhauerin und führte die Bienenzucht in Island ein. 1984 starb sie in Reykjavík. Ein Aimationsfilm mit Zeichnungen und Aquarellen von Ingrid Gaier.

https://ingrid-gaier.at/portfolio/lebenszeichen

 


Foto ©Jasmine Hirst

LYDIA LUNCH: THE WAR IS NEVER OVER

Regie: Beth B., USA 2019, 85 min

„The War Is Never Over“ von Kultregisseurin Beth B ist die erste dokumentarische Retrospektive von Lydia Lunchs konfrontativem, bissigem und stets elektrisierendem Werk. Als New York Citys herausragende No-Wave-Ikone der späten 70er Jahre hat Lunch ein ganzes Leben lang Musik und Spoken-Word-Performances geschaffen, die dem uneingeschränkten Recht jeder Frau gewidmet sind, sich zu vergnügen und so laut wie jeder Mann "Fuck you!" zu sagen. In dieser Zeit der endlosen Angriffe auf Frauen ist dies ein Aufruf, das Einzige anzuerkennen, was uns zusammenbringen kann - KUNST... als universelles Heilmittel für all unsere Traumata.

LYDIA LUNCH The War Is Never Over by Beth B is the first career-spanning documentary retrospective of Lydia Lunch’s confrontational, acerbic and always electric artistry. As New York City’s preeminent No Wave icon from the late 70’s, Lunch has forged a lifetime of music and spoken word performance devoted to the utter right of any woman to indulge, seek pleasure, and to raise voice in a rage as loud as any man. The film frames Lunch’s work through the lens of the various philosophical themes that have obsessed her for years to enlighten and empower women to voice the unheard and to break the cycle of violence toward women throughout the world. Lydia Lunch is the psycho sexual transgressive who revoked patriarchal expectations of what a female performer might mean, while forging a vocabulary of rare emotional honesty, philosophy and humor.
LYDIA LUNCH The War is Never Over includes interviews with Lydia Lunch and longtime collaborators and colleagues including: Thurston Moore of Sonic Youth; performance artist Kembra Pfahler; Teenage Jesus bass player, Jim Sclavunos; Donita Sparks from L7; famed DJ and musician Nicolas Jaar; Art Critic Carlo McCormick; Filmmaker Richard Kern and a long list of other groundbreaking artists connected to Lunch’s past and present. Filming in rehearsal and on tour with her band Retrovirus, the behind-the-scenes footage reveals a side of Lunch’s personality that has been unseen. Her warmth and generosity in private interactions along with hilarious banter in the rehearsal studio with band members contrasts wonderfully with her brash, assaultive style of performance. The film is not only about Lunch, but about the scene that she helped spawn, continues to grow and influence, and the creative people who join her in creating a new vision of woman.

https://www.monoduo.net/portfolio/lydia-lunch-the-war-is-never-over/




Sonntag, 12. November - 14 Uhr

JOHANNA D‘ARC OF MONGOLIA

Regie: Ulrike Oettinger, D 1989, 165 min

Die Stadt kommt näher. Die hellglänzenden weißen Filzjurten mit den kragenförmigen Rauchöffnungen stehen auf Wagen, die von zweiundzwanzig Ochsen in zwei Reihen zu je elf Ochsen gezogen werden. Die Stadt rückt in breiter Front immer näher. Ein Reiter löst sich von der wandernden Stadt und kommt in schnellem Trab auf die Karawane zu. – Drehbuchauszug:

Der Film schildert, was geschieht, wenn zwei extrem unterschiedliche Kulturen einander begegnen. Die Geschichte beginnt in der Transsibirischen Eisenbahn, die seit 100 Jahren unsere europäische Zivilisation durch die rohe Wildnis der sibirischen Tundra und Taiga transportiert: Ein rollendes Miniaturmuseum, vollgestopft mit westlichem Luxus, Ballsälen, Tanzorchestern, mit Kirchen-Waggon und eingebauter Orgel. Luxus-Suiten und Salonwagen, Bibliotheks-, Speise- und Küchen-Waggons beherbergten alles, was die große Gesellschaft damals von einem First-Class-Hotel erwartete. Der große Mythos der Transsibirischen beruht jedoch nicht nur auf der Geschichte der gekrönten Häupter und des ewig reisenden Corps diplomatique. Es gab auch die Holzbänke der 3. Klasse-Abteile, auf denen Jäger, Abenteurer, Soldaten, arme Bauern und vor Pogromen fliehende jüdische Familien dicht gedrängt nebeneinander saßen. In dieser Atmosphäre begegnen sich die Protagonistinnen und andere Fahrgäste

https://www.ulrikeottinger.com/de/filmdetails/johanna-d-arc-of-mongolia


Sonntag,12. November- 18.30 Uhr

KHANEH SIAH AST / DAS HAUS IST SCHWARZ

Regie: Forough Farrokhzad, Iran 1962, 22 min

Dert vielfach ausgezeichneter Dokumentarfilm aus dem Jahr 1962 unter der Regie der iranischen Dichterin Forugh Farrochzad gibt einen Einblick in eine Leprakolonie und richtet sein Augenmerk auf das menschliche Befinden und die Schönheit der Schöpfung. Die Aufnahmen der Leprakranken sind unterlegt mit Farrochzads Wiedergabe von Passagen aus dem Alten Testament und dem Koran, und ihren eigenen Gedichten.

Mit Khaneh siah ast steht Farrokhzad vor einem Abgrund des Lebens - sie hat im Herbst 1962 in einer Leprakolonie bei Tabris im iranischen Aserbeidschan gedreht (in Zusammenarbeit mit dem Regisseur und Produzenten Ebrahim Golestan), sich also einer menschlichen Existenzform angenommen, die der Hölle gleichgekommen sein muss. Und im Verlauf des Films bekommt man den Eindruck: Sie hat diese Existenzform für die menschliche schlechthin genommen - sie konnte ihre (auch dichterische) Anteilnahme nicht aufspalten zwischen den Aussätzigen hier und den Gesunden dort. [...] (Johannes Beringer) (Text: Viennale 2007)

https://www.film.at/khaneh_siah_ast_the_house_is_black

THE FEMALE VOICE OF IRAN

Ein Film von Andreas Rochholl, Yalda Yazdani und Sebastian Leitner
Produziert von Zeitgenössische Oper Berlin ©2020 – Regie: Andreas Rochholl, 76 min

"Angesichts der kulturellen Zensur im Iran haben die Sängerinnen begonnen, verstärkt digitale Medien zu nutzen. Auf Einladung von Negar, einem magischen Wesen, kommen Sängerinnen aus diesem riesigen Land aus ihrer Isolation heraus und versammeln sich an einem Ort mitten im Iran, um ihren Traum zu verwirklichen. Niemand hat dies zuvor versucht, also bittet Negar zwei Reisende um Hilfe, um sie alle miteinander zu verbinden. Auf ihrem Weg treffen sie überraschend starke weibliche Persönlichkeiten mit unterschiedlichem kulturellem Hintergrund und kommen dem Verständnis des Orients näher...

Singen kann ein Akt des Mutes sein, wie die Frauen im Iran nur zu gut wissen. Seit 1979 ist der öffentliche Sologesang für Frauen in diesem Land mit seiner unermesslich reichen und vielfältigen Tradition verboten. Das Filmteam der Zeitgenössischen Oper Berlin hat sich auf die Suche nach Sängerinnen an 11 Orten vom Persischen Golf bis nach Teheran gemacht. Ihre Reise hält die persönlichen Geschichten, die klangvollen Stimmen und die wunderschöne Musik dieser außergewöhnlichen Frauen fest. So entstanden neue Freundschaften, ein Netzwerk von Sängerinnen, und ihre Verbindungen zum Rest der Welt wurden gestärkt. Ein intimes Zeugnis für die immer stärker werdende weibliche Stimme des Iran.

https://www.zeitgenoessische-oper.de/produktionen/femalevoiceofiran-film



Sonntag, 12. November- 20.30 Uhr

LAND OF DREAMS

Regie: Shirin Neshat, USA 2021, 113 min

Ein künstlerisch-kritischer Blick auf die amerikanische Gesellschaft

In einer nahen Zukunft haben die Vereinigten Staaten ihre Außengrenzen abgeschottet. Das Zensus Büro – die wichtigste Behörde der autoritären Regierung – entwickelt ein umfassendes Programm zum besseren Verständnis und zur Kontrolle der Bürger*innen: Es zeichnet ihre Träume auf. Als Protokollantin oder sogenannte „Traumfängerin“ betätigt sich auch Simin (Sheila Vand). Mit dem zynischen Bodyguard Alan (Matt Dillon) an ihrer Seite fährt sie durch den Mittleren Westen und sammelt die teils skurrilen Träume der Menschen (u.a. gespielt von Anna Gunn, Isabella Rossellini, William Moseley), die oft bittere Wahrheiten in sich bergen. Simin verarbeitet diese Begegnungen sowie ihr eigenes Trauma als iranische Migrantin, indem sie in die Rollen der Träumenden schlüpft, auf Farsi nachspielt und auf Social Media teilt. Mit fortschreitender Zeit erahnt sie die perfiden Absichten des Zensus Büros und lernt, dass die Grenze zwischen Traum und Realität oft verblüffend schmal ist.

„Erinnern Sie sich an Ihren letzten Traum?“ Auf einem surrealen Roadtrip durch ein zukünftiges Amerika sammelt eine junge Frau mit iranischen Wurzeln die Träume der Menschen für die autoritäre US-Regierung. Mit satirischem Scharfblick seziert die für ihre Fotoreihen („Women of Allah“) international vielbeachtete Künstlerin Shirin Neshat mit ihrem Co-Regisseur Shoja Azari in „Land of Dreams“ die Widersprüche der amerikanischen Gesellschaft. Die geschliffenen Dialoge stammen aus der Feder des oscarprämierten Drehbuchautors Jean-Claude Carrière („Der diskrete Charme der Bourgeoisie“). Seine Weltpremiere feierte der Film 2021 im Rahmen der Internationalen Filmfestspiele von Venedig. (Stadtkino Wien)

https://stadtkinowien.at/film/land-of-dreams-kinostart-25-november/


Samstag, 18. November - 18.30 Uhr - Echt Optimal Schallplatten

MARJA BURCHARD UND REBECCA ZEHR IM GESPRÄCH :

mit Kalle Aldis Laar

Samstag, 18. November - 20.30 Uhr

DOUBLE-FEATURE :

A SOUND OF MY OWN

Regie: Rebecca Zehr, D 2022, 52 min

Im Alter von elf Jahren stand Marja Burchard erstmals mit dem legendären deutschen Krautrock-Kollektiv Embryo auf der Bühne. Heute ist sie diejenige, die die Band am Leben hält und die Headliner-Aufgaben von ihrem verstorbenen Vater übernimmt. Sie beherrscht zahlreiche Instrumente, komponiert Lieder, experimentiert mit Klängen aller Art und lebt in der Musik.

Aber gibt es Freiheit nur jenseits des Erbes Ihrer eigenen Eltern? Umgeben von Kisten mit unbeschrifteten Kassetten wühlt Marja in dem, was ihr Vater zurückgelassen hat, um Platz für sich selbst zu schaffen. A SOUND OF MY OWN taucht in die Realität der Töne und Klangfarben ein und verliert sich dabei nach und nach in der Musik. Sorgfältig arrangiert verschmelzen Bilder und Töne aus Vergangenheit und Gegenwart zu einer ganz eigenen Komposition. Wenn alles Musik ist – kann Film dann nicht auch Musik sein?

⇒ https://tarofilms.com/projects-to-come

YOURS FOR A SONG - THE WOMEN OF TIN PAN ALLEY

Regie: Terry Benes, USA 1999, 55min

Die 1920er Jahre waren ein Jahrzehnt des Wandels in der amerikanischen Kunst. Jazz veränderte zusammen mit dem Phonographen, dem Radio und dem Tonfilm die Musikindustrie. Mit seiner Konzentration an Theatern und Verlagen wurde New York zum Zentrum der Musikwelt und im Zentrum von New York befand sich ein kleiner Bereich namens Tin Pan Alley, in dem Musiker ihre Songs den Verlage anboten. Tin Pan Alley blieb bis in die 1950er Jahre das Machtzentrum der amerikanischen Musikindustrie. Wenig bekannt ist, dass viele populäre Musikstandards der dort von Frauen geschrieben wurden.

Them There Eyes, You Oughta Be in Pictures, What a Difference a Day Makes, Willow Weep for Me, Witchcraft und Good Morning Heartache sind durch drei gemeinsame Merkmale verbunden. Alle sind Klassiker der amerikanischen Musik aus der Tin Pan Alley-Ära - alle Songwriter sind praktisch unbekannt - und: alle Songwriter sind Frauen. Der Film blickt zurück auf die Jahre 1920 bis 1949, als 178 Frauen der American Society of Composers, Authors and Publishers ASCAP beitraten. Ihre Songs wurden überall gespielt, vom Varieté bis zum Broadway, vom Repertoire der Big Bands bis zu den Filmen Hollywoods.

Eine der bekannteren Komponistinnen dieser Zeit war Dorothy Fields, zu deren Sammlung von fast 400 Liedern I'm in the Mood for Love und A Fine Romance gehören. Im Laufe ihrer langen Karriere arbeitete sie mit Oscar Levant, Cy Coleman, Harold Arlen und Jerome Kern zusammen. Interviews, seltenes Archivmaterial, Filmausschnitte und Fotos dokumentieren in deser Hommage an Fields und andere bemerkenswerter Frauen der Tin Pan Alley ihr Leben und Werk.

https://jazzfuel.com/female-songwriters-tin-pan-alley/



Samstag, 18. November - 22.30 Uhr

DIE SCHRIFTSTELLERIN, IHR FILM UND EIN GLÜCKLICHER ZUFALL

Regie: Hong Sangsoo, SK 202, 92min.

Bei einem Ausflug in einen Vorort von Seoul trifft die bekannte Schriftstellerin Junhee zufällig alte Bekannte. Das Wiedersehen mit ihrer Autorenkollegin Sewon, die dort einen kleinen Buchladen betreibt, fällt eher frostig aus: Junhee spürt Sewons Neid auf ihren Erfolg. Der Filmemacher Hyojin hingegen wollte einen von Junhees Romanen verfilmen – und machte kurz vor Beginn des Drehs einen Rückzieher. Schlimmer ist aber, dass Junhee seit einer Weile nichts mehr veröffentlicht hat und in einer Sinn- und Schaffenskrise steckt. Als sie auf einem Spaziergang die bekannte Schauspielerin Kilsoo kennenlernt, die sich in einer ähnlichen Situation befindet, fühlen die beiden sofort eine Verbundenheit. Junhee schlägt Kilsoo schließlich vor, gemeinsam einen Film zu drehen …
Der koreanischen Kultregisseurs Hong Sangsoo feiert hier in seinem typischen lakonischen Stil die Schönheit zufälliger Begegnungen. Eine humorvolle Meditation über Wahrhaftigkeit in der Kunst und eine Liebeserklärung an seine Darsteller*innen, die allesamt Größen des koreanischen Kinos sind.

Ein wunderschöner, mäandernder Film, angefüllt mit Gedanken und Träumereien über Leben und Kunst. Sight And Sound

https://grandfilm.de/die-schriftstellerin-ihr-film-und-ein-gluecklicher-zufall/



Sonntag, 19. November - 18.30 Uhr

I, DIE LAVANT

Regie: Ina Loitzl, A 2021, 16 min

Ein Kurzfilm über die Kärntner Schriftstellerin Christine Lavant. Sie ist mehr oder weniger so etwas wie die Frida Kahlo dieses südlichen Landes. Arm geboren, oft krank, wenig gebildet, verdient ihr Geld mit Stricken, kaum veröffentlicht, unzählige unveröffentlichte Gedichte, eine unglückliche Liebe zum verheirateten Künstler Werner Berg. Der Film will Lavant aus ihrem Bild einer alten Frau mit Kopftuch herausreißen, die ihr Tal nie verließ und ihre schönen Gedichte nur in einem einfachen Dialekt schrieb. Das hat sie nie getan. Und sie war viel mehr als ihr Klischee.

⇒ https://www.youtube.com/watch?v=TB-kbMMNf0w

ROCK CHICKS - I AM NOT FEMALE TO YOU

Regie: Marita Stocker, D 2023, 79 min.

Die Welt da draußen auf den Bühnen ist eine Männerwelt. Oder wollen sie uns das einfach glauben machen? Was wäre, wenn der wahre King of Rock and Roll eine Königin wäre?

Wenn Sie genau hinhören, hören Sie Memphis Minnies Gitarre in Chuck Berry und Eric Clapton, Schwester Rosettas ungezügelten Geist in Jerry Lee Lewis und Big Mama Thorntons Knurren in Elvis. Dennoch ist es gelungen, die Tatsache, dass Frauen ab den 1950er-Jahren die Bühnen rockten, aus dem kollektiven Gedächtnis zu verdrängen. Zeit, die Wurzeln auszureißen und die andere Seite der Geschichte zu erzählen. Die Frauen, die wir auf unserer Reise treffen, widmen ihr Leben der Rockmusik, jede von ihnen ist eine Eisbrecherin und sie sind ebenso inspirierend wie unterschiedlich.

„Man muss wie ein Mann sein.“ Aber ich kann es schaffen, ich bin eine Frau mit Eiern“, lautet das Credo von Linda Gail Lewis, während Kathy Valentine von The Go-Go’s sich selbst als „seltenen Vogel“ bezeichnet. Suzi Quatro verkündet, dass sie überhaupt kein Geschlecht kennt, während Rosie Flores ihre weiblichen Qualitäten beim Gitarrenspiel betont. Und Kristin Hersh von Throwing Muses beschloss, das Geschäft mit sexistischer Musik zu verlassen, um sich von Hörern unterstützen zu lassen, denn: „Was würden meine Kinder denken, wenn ich in jede Kamera blicken würde, als wollte ich sie ficken – wie sie es einem sagen?“

ROCK CHICKS ist ein Film über Musik als inneres Bedürfnis, über den Kampf für seine Träume und den Mut, man selbst zu sein.

https://accentus.com/productions/rock-chicks/

Foto ©MitjaHagelueken_AccentusMusic

Sonntag, 19. November - 20 Uhr

ARETHA FRANKLIN: AMAZING GRACE

Regie: Sydney Pollack, Alan Elliott, USA 2018, 89 min

1972 steht Aretha Franklin im Zenit ihrer Karriere. Doch nach 20 Studioalben, inklusive elf Nummer-eins-Hits, beschließt die Queen of Soul zu ihren musikalischen Wurzeln zurückzukehren: In der Missionary Baptist Church in Watts, Los Angeles, gibt sie zusammen mit dem Southern California Community Chor und der Gospellegende Reverend James Cleveland ein Konzert und lässt einen Mitschnitt für das Album aufnehmen. Das Ergebnis „Amazing Grace“ ist bis heute das meistverkaufte Gospelalbum aller Zeiten.

Festgehalten wurde das Konzert von einem Filmteam unter der Regie von Sydney Pollack. Aufgrund technischer und juristischer Schwierigkeiten, wurden die Aufnahmen jedoch nie öffentlich gezeigt. Erst 2019, 47 Jahre später, erstrahlte der Film erstmals auf der großen Leinwand.

„Amazing Grace“ ist mehr als ein Konzertfilm. Er ist pure Soul-Energie, ein mitreißender musikalischer Gottesdienst und ein faszinierendes Zeitdokument. Noch nie hat man die begnadete Sängerin so hautnah, so konzentriert und voller Demut erlebt. Ein einmaliges Kinoerlebnis!

https://www.weltkino.de/filme/aretha-franklin-amazing-grace